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Samstag, April 20, 2024
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Wiesloch: 40 Jahre geduldet und plötzlich illegal – Schwermetall belastetes Wiesloch

So manche Familie nutzt ihren kleinen Garten im Hoschket schon seit über 40 Jahren, und ist nun geschockt das sie von der Stadt Wiesloch erfahren, dass sie dies illegal täten.

„Sie nutzen den Garten ohne Pachtvertrag, also illegal. Dies haben wir in der Vergangenheit geduldet“ erklärt die Stadtverwaltung den Kleingärtnern schriftlich.

Ein Aushang in 3 Sprachen wurde seitens der Stadt an den Gartentoren angebracht, dieser forderte die Kleingärtner auf Kontakt zur Stadtverwaltung aufzunehmen.

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Stadt stellte Ultimatum – Bis zum 30.11.2020 wurden die Kleingärtner aufgefordert die Gärten zu räumen.

So mancher Kleingärtner ist entsetzt. Neben viel Zeit und Energie habe man auch erst vor kurzem Geld investiert. Das Gartenhäuschen erneuert.

Die Stadtverwaltung erklärt nach Presseanfrage. „Die Gärten im Hoschket wurden bereits vor dreißig Jahren wegen der Schwermetallproblematik und entsprechenden Anbauverboten gekündigt. Die Gärten wurde aber nie geräumt“.

„Im Zuge der geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen des Landes sind diese Gärten künftig als Überschwemmungs- und Auebereiche des renaturierten Leimbaches vorgesehen. Der ehemals dort vorhandene Fußgängersteg wird nicht ersetzt und der jetzt noch auf der Südseite des Baches vorhandene Bolzplatz wird als Spiel- und Freizeitfläche auf die Nordseite im Bereich der heutigen Gärten neu entstehen. Auch hier bemüht sich die Stadt um ein Ersatzgelände für die Kleingärten in unmittelbarer Nähe. Die Umsetzung der Maßnahme ist ab 2022 geplant“ heißt es weiter.

Die Vorbereitungen laufen bereits, Abgesteckt.

Umgesetzt wird die Maßnahme vom AHW – mehr dazu siehe unten!

Gesundheitsschädigungen der Bürger billigend in Kauf genommen?

Kritisch hinterfragt: Hätte man die Gärten nicht unverzüglich räumen müssen, nachdem eine Schwermetallbelastung festgestellt wurde? – Wirklich noch „kein einziger“ diesbezüglicher Krankheitsfall in Wiesloch aufgetreten? – Sind die Belastungen doch so gering?

Auf ihrer Internetseite informiert die Stadt über Schwermetallbelastung und Anbauverbote in Wiesloch:

„Die Schwermetallbelastung Wieslocher Böden ist seit dem Jahr 1979 bekannt. Ab dieser Zeit wurden in dem Gebiet über 4.000 Bodenproben untersucht, mittlerweile liegen mehr als 20.000 Einzelwerte vor. Bedenklich ist die Belastung hinsichtlich des Pfades Pflanze/Mensch, wenn zum Beispiel mit Schwermetallen angereichertes Gemüse in größeren Mengen verzehrt wird. Ebenso ist zu vermeiden, dass belastete Bauaushübe unkontrolliert in der Landschaft verbreitet werden. Auch muss darauf geachtet werden, dass Kinder beim Spielen nicht größere Mengen von belasteter Erde essen“.

Offen die Definition von „größere Mengen“.

Weiterhin wird erklärt: „In den Schichten des Muschelkalks bei Wiesloch bildete sich vor einigen Millionen Jahren eine Blei-Zink-Silber-Lagerstätte. Angereichert sind speziell die Elemente Arsen, Blei, Cadmium, Thallium und Zink sowie die ungefährlichen Metalle Barium und Eisen. Somit sind große Bereiche des Muschelkalks in Wiesloch durch geologische Vorgänge vererzt. Das heißt, dass alle Gebiete, in denen diese Gesteine oberflächennah anstehen, als potentiell stark schwermetallbelastet angesehen werden müssen. Besonders durch den mittelalterlichen Bergbau und dessen Aufbereitungs- und Verhüttungseinrichtungen kam es zusätzlich zu einer intensiven Belastung der Böden der Gemarkung. Dies geschah durch Verschwemmungen und über den Luftweg. Ebenso kontaminiert sind die Auenbereiche der Ortsbäche, da dort mittelalterliche Schlackenhalden lagern“.

Des Weiteren heißt es: „Allerdings kann erfreulicherweise gesagt werden, dass bisher noch kein einziger diesbezüglicher Krankheitsfall in Wiesloch aufgetreten ist. Alle Maßnahmen dienen also der Vorbeugung“.

Zur Vorbeugung hätten auch ggf. Hinweisschilder vor Ort beitragen können, welche nachfolgende Informationen kommunizieren…

Schon gewusst?

Anbauverbote für bestimmte, schwermetallaufnehmende Nutzpflanzen – als Maßnahme des Bevölkerungsschutzes

In den grün dargestellten Flächen gelten Anbauverbote für folgende Pflanzen:

  • Nahrungspflanzen: Endivie, Grünkohl, Hafer, Karotten, Kresse, Lauch, Mangold, Petersilie, Radieschen, Rote Beete, Salat, Schnittlauch, Schwarzwurzel, Sellerie (-blatt und -knolle), Sonnenblumen, Spinat, Weizen, Wirsing
  • Futterpflanzen: Grünmais, Rübenblatt und Sonnenblumen-Extrationsschrot

Auf den in rot, purpur und gelb markierten Bereichen gelten wegen der hohen Thalliumbelastung zusätzlich Verbote für folgende Pflanzen:

  • Nahrungspflanzen: Blumenkohl, Brokkoli, Chicorée, Chinakohl, Feldsalat, Kohlrabi, Rosenkohl, Rotkohl und Weißkohl
  • Futterpflanzen: Grünraps, Körnerraps, Silomais und Stoppelrüben

Quelle: https://www.wiesloch.de/pb/Home/Wohnen+_+Wirtschaft/Bodenbelastung.html

Das Landratsamt informiert: „Nach über 2.000 Jahren Bergbau in Wiesloch und den umgebenden Gemarkungen liegen großflächig erhöhte Schadstoffgehalte in den Böden vor. Besonders betroffen sind Wiesloch, Walldorf, Leimen, St. Ilgen, Sandhausen und Nußloch“.

Ein Leitfaden weist auf Beschränkungen und Empfehlungen für Kleingärtner und Landwirte hin. Siehe: https://www.rhein-neckar-kreis.de/start/aktuelles/pflanzen+koennen+schwermetalle+anreichern.html

Einige Impressionen:

Abwasser- und Hochwasserschutz als Maßnahme des Bevölkerungsschutzes

Die Kollegen der RNZ berichteten im Januar 2020, zu den geplanten Maßnahmen:

Abwasser- und Hochwasserschutzverband setzt Vorsorge-Aktivitäten fort – Diskussion und Kritik bei Infoveranstaltung„. Im Interview mit der RNZ erklärte der Geschäftsführer des AHW Josef Zöllner: „“Wir müssen uns auf die Klimaänderung einstellen, es ist mit mehr Starkregen zu rechnen und unser Ziel ist es, uns darauf entsprechend vorzubereiten“.

Bevölkerungsschutz: Bekommt der Leimbach nun ein Korsett aus Stein und Beton?

Der kritische Kommentar:

„Gesundheit“ und „Krankheit“ – Besondere Themen im Jahr 2020

Wie sehr liegt der Stadt, der Landes- und Bundesregierung das Wohl und die Gesundheit der Menschen am Herzen, wenn man Dinge zulässt die Verboten sind? Und wie wichtig ist ein Garten für einen Stadtmenschen? – Ein kritischer Kommentar:

Ein Kleingarten als Stück Heimat hat für manche Menschen einen ganz besonderen Stellenwert. Er ist ein Stück Freiheit ins Besondere, wenn man in einem Hochhaus in einer Mietwohnung lebt. Das Hoschket, ein Wohngebiet am Stadtrand Wieslochs, ist geprägt durch seine Hochhäuser und die Wohnblöcke. Für viele bedeutet es sicher eine gewisse beklemmende Enge, wenn man quasi mit so vielen Menschen unter einem Dach lebt.

„Da fällt einem die Decke auf den Kopf“, sagt man ja bekanntermaßen. Primär ist diese Wohnsiedlung in den 60er Jahren als sozialer Wohnbau für die arbeitende Bevölkerung und „sozial schwache“ entstanden. Man sprach auch von Sozialwohnungen bezüglich der Hochhauskomplexe.

Neben einigen Ein- und Mehrfamilienhäusern u.a. als Reihenhäuser, ist das Hoschket nicht nur Wohngebiet, sondern als Mischgebiet auch mit Gewerbebetrieben versehen. Ein kleiner Lebensmittelladen trägt zur Nahversorgung der Anwohner bei. Früher war das mal der Markise Markt, dem folge lange Zeit ein Edeka Markt und mittlerweile bietet sein türkischer Obst-/Gemüse und Lebensmittelmarkt seine Waren an. In der direkten Nachbarschaft befindet sich seit mittlerweile 37 Jahren der „Kopier Service Wiesloch“, ein Copyshop. Dieser übernahm vor einigen Jahren die benachbarten Geschäftsräume in denen zu vor beispielsweise ein Küchenstudio, ein Ingenieurbüro, ein Quelle Shop beheimatet war.

Das Hoschket beheimatet vor allem Menschen der Arbeiterklasse, in den 1960ern und 70ern waren es auch die sog. Gastarbeiter die in den Fabriken arbeiteten.

„Arbeiten, Arbeiten, Arbeiten“ war die Devise damals, von „Work-Life-Balance“ sprach man noch nicht. Doch diese versuchte man damals auch schon anzustreben, eben auch durch den Kleingarten. Dort entging man der beklemmenden Ende der Mietwohnung, fand seine Freiräume im wahrsten Sinne des Wortes.

Gartenarbeit bedeutet zwar Arbeit, doch es kommt einem meist nicht wirklich wie Arbeit vor, denn man tut es gerne. Man weiß, warum man es tut und das es einem selbst auch im wahrsten Sinne des Wortes „guttut“. Man ist an der frischen Luft, man ist in Bewegung.

Für die Fabrikarbeiter von damals war der Garten und die Gartenarbeit auch eine Form von Stressbewältigung. Während der Arbeitsalltag von Hektik und Stress geprägt war, fand man einen Ausgleich im Garten. „Entschleunigung“ würde man Heutzutage sagen.

Gerade vor einigen Tagen traf ich eine „92-jährige“ Frau in Rauenberg, sie stand in ihrem Kleingarten mit dem Spaten in der Hand. In aller Ruhe grub sie den Boden im Beet um. In den Nachkriegsjahren spielten die Biotope in innerstädtischen Lagen noch eine wichtige Rolle bei der Versorgung mit Obst und Gemüse. Die ältere Generation hat dies bis heute nicht vergessen.

Manche Dinge brauchen ihre Zeit, und benötigen Vorbereitungen, doch wie schön ist das Erfolgserlebnis. Wenn der Samen keimt, wenn Obst und Gemüse gedeiht. Wenn man die erste reife Erdbeere aus dem eigenen Garten pflückt. Im Vergleich dazu ist die Wertschätzung gegenüber der Ware, die man aus dem Supermarkt bekommt wohl eher gleich null. Ebenso wie der Erkenntnisgewinn für Kinder.

Als Gastarbeiterkind im Hoschket aufgewachsen, kannte man viele Nachbarn die Gärten entlang des Leimbach hatten. Und so kann ich mich erinnern wie ich mit meiner Mutter als etwa 8 bis 9-Jähriger im Garten von Nachbarn bzw. Arbeitskollegin meiner Mutter mit dabei war, und das erste Mal einen Spaten in Händen hielt, um zu Helfen ein Beet umzugraben.

Im Vergleich zum europäischen Ausland leben in Deutschland wie wenigsten Menschen im eigenen Haus auf eigenem Grund und Boden.

Die Unterschiede sind enorm: 91 Prozent der Ungarn, 83 Prozent der Serben, 76 Prozent der Spanier, 75 Prozent der Griechen und 72 Prozent der Italiener leben in den eigenen vier Wänden. In Deutschland tun dies gerade einmal knapp über die Hälfte der Bürger, nämlich 51 Prozent. Bei der Eigentumsquote ist Deutschland Schlusslicht in der Europäischen Union. Umso wichtiger der Kleingarten.

Das Kleinod für Herz und Seele – Die Kleingärten, die artenreichsten, ökologisch vielfältigsten Flächen

Unter den Stadtgärtnern sind Alte und Junge, die einen Rückzugsort ersehnen, an dem sie Blumensamen pflanzen und Weißkohl für das Sauerkraut setzen können. Sie versorgen Menschen und Tiere, züchten Bienen, oder halten teilweise auch Geflügel.

Sie bilden auch einen wichtigen Faktor des gesellschaftlichen Miteinanders. Außerhalb der räumlichen Enge der Wohnungen finden die Menschen in den Gärten zusammen. Gemeinsames Gärtnern und gemeinsame Grillabende finden ebenso wie Geburtstagsfeiern im Garten statt.

Der Landschaftsarchitekt Klaus Neumann beschäftigt sich mit Kleingärten. „Das Insektensterben in der Stadt kann überhaupt nur durch Kleingärten verhindert werden“, sagt er. „Das sind die artenreichsten, ökologisch vielfältigsten Flächen. Nirgendwo lernen Kinder Biologie oder Chemie besser als in einem Garten, jede Schule sollte mit einer Anlage kooperieren.“ Zudem sei in den Kolonien gegeben, wofür Städte Millionen ausgeben im Kampf gegen Vermüllung und Verwahrlosung. Kleingartenanlagen seien „die sichersten und saubersten städtischen Freiräume“.

Da hört man als Kind die Erwachsenen immer sagen „das Obst und Gemüse gesund sind“, doch was, wenn der Boden in oder auf dem sie gewachsen sind schwermetallbelastet ist?

Hätte man nicht schon viel früher räumen müssen zum Wohle der Bürger? Und wie steht es um die landwirtschaftlichen Nutzflächen und deren Schwermetallbelastungen?

Und wie sieht es mit den Freiräumen für Kinder und Jugendliche in Wiesloch aus?

Bolzplatz im Hoschkeit, jedes Jahrzehnt an einem neuen Standort?

Der Bolzplatz für die Kids ist ein Rasenplatz, direkt neben dem Leimbach. Das doofe nur, die Leimbachbrücke für Fußgänger ist verschwunden!

Doof auch, der Bolzplatz liegt direkt neben dem Leimbach. Daher besteht immer die Gefahr, dass der Fußball im Bach landet.

Ein wirklich trauriges Bild zeigt sich einem beim Besuch des vorherigen Standortes des Bolzplatzes bzw. Spielplatzes. Der Gitterzaun, der hinter den Fußballtoren den Bolzplatz zum Spielfeld machte, wurde demontiert und verschwand. Ebenso die beiden Tischtennisplatten sowie die Sitzbänke. Nur noch der Schotterboden erinnert an ein Fußballfeld.

Ein trauriger Rest des Kinderspielplatzes ist geblieben, der Sandkastenbereich für die ganz kleinen Kinder. Wage erinnere ich mich noch daran das etwa an der Stelle des ehemaligen Bolzplatzes, wenige Meter weiter, in den 70er Jahren noch einen kleinen Abenteuerbleiplatz gab. An Obstbäume kann ich mich noch erinnern.

Kommentarende.

Weiterführende Informationen und Quellen:

https://www.leimbachroute.de

https://www.welt.de/finanzen/immobilien/article182156232/Kleingaertner-unter-Druck-Der-Kampf-um-Deutschlands-Schrebergaerten-ist-eroeffnet.html

https://www.swr.de/swr1/rp/so-werden-sie-kleingaertner-100.html

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/155734/umfrage/wohneigentumsquoten-in-europa

https://www.rhein-neckar-kreis.de/start/aktuelles/pflanzen+koennen+schwermetalle+anreichern.html

https://www.rnz.de/nachrichten/metropolregion_artikel,-rhein-neckar-weitere-belastungen-mit-arsen-und-metallen-in-boeden-gefunden-_arid,510575.html

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