Der Urlaub beginnt für mich eigentlich immer schon in Calais, denn meist liege ich so in der Zeit, dass ich dort in einem der vielen hervorragenden Restaurants esse, die man in dieser heruntergekommenen Stadt gar nicht erwartet. La Buissonnière oder Histoire Ancienne sind sehr zu empfehlen.
Dover hat etwa den Charme von Pforzheim oder Völklingen. Dennoch ist Dover Castle einen Besuch wert. Denn dort hat die britische Regierung im Zweiten Weltkrieg unterirdisch Ausweichquartiere geschaffen, die man besichtigen kann. Man muss sich hier allerdings auf lange Wartezeiten einstellen. Von Dover aus kann man zur St. Margaret’s Bay wandern. Dort befindet sich in einem alten Leuchtturm, der vom Physiker Farraday für Experimente genutzt wurde, ein viktorianischer Tea Room, in dem man die typischen Scones mit Clotted Cream bestellen sollte. Die Aussicht ist spektakulär.
Kent gilt auch als der Garten Englands und als Zentrum der Landwirtschaft. Daher gibt es viele regionale Produkte, die es sich lohnt zu probieren. Das Kentish Ale wird mit Hopfen aus der Region gebraut. Der Canterbury Pudding ist ein Kuchen, der mit Äpfeln aus Kent hergestellt wird. Der Kentish Cobnut Cake enthält Haselnüsse aus der Gegend.
Canterbury ist eine der ältesten Städte Englands, die der Sage nach 900 vor Christus gegründet wurde. Die Universitätsstadt ist offizieller Amtssitz des Erzbischof von Canterbury, auch wenn dessen Residenz in Lambeth Palace in London liegt. Der Erzbischof von Canterbury ist das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche, der König Charles III. vorsteht. Die Kathedrale, der Petersdom der Anglikaner, stammt aus dem 11. Jahrhundert. Im 12. jahrhundert wurde dort der Erzbischof Thomas Becket auf Geheiß von König Henry II. vor dem Altar erschlagen. Daher ist die Kirche auch heute noch eine Wallfahrtsstätte für Anglikaner. Der Eintritt ist nicht ganz billig, aber es kostet 30.000 Pfund pro Tag, das Bauwerk zu erhalten und in Großbritannien gibt es keine Kirchensteuer. Canterbury ist auch aus der Literatur bekannt. Im 14. Jahrhunder schrieb Geoffery Chaucer die Canterbury Tales. Dabei geht es um eine Gruppe von 24 Pilgern, von denen jeder an einem Abend eine Geschichte erzählt. Die Canterbury Tales bieten ein umfassendes und sehr amüsant zu lesendes Portrait der mittelalterlichen Gesellschaft. Die Church of St Martin stammt aus dem 6. Jahrhundert und beeindruckt vor allem durch den historischen Friedhof.
Kulinarisch ist das berühmte, aber bezahlbare, Restaurant The Ivy zu empfehlen. Dort muss man aber auf jeden Fall vorbestellen.
In Kent und East Sussex gibt es zahlreiche historische Küstenstädte mit mittelalterlichem Stadtkern, Festungsanlage und Stadtmauer. Deal ist ein sehr hübsches Städtchen, in demes zumal den Plattenladen Smuggler’s Records gibt. Auch Sandwich ist einen Besuch wert. Wer hat schon ein Sandwich in Sandwich gegessen? Besonders schön ist Rye in East Sussex. Rye ist eine alte Hafenstadt, um die sich zahlreiche Legenden von Schmugglern ranken. Deere Treffpunkt war angeblich das Mermaid Inn aus dem 15. Jahrhundert, das auch heute noch ein Pub ist.
Die Parish Church St. Mary aus dem 12. Jahrhundert ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Von dort aus ist es nur ein kurzer Spaziergang zur Burg.
In Rye gibt es mit Grammar School Records einen Plattenladen, der eine extrem große Auswahl von Vinyl zu moderaten Preisen hat.