Letzter Aal vor der Schonzeit – Erfolgreicher Fang am Neckar
Am Abend des 29. September nutzte ein passionierter Angler Marvin aus Heidelberg die letzte Gelegenheit vor Beginn der Schonzeit, um am Neckar bei Mannheim noch einmal gezielt auf Aal zu fischen. Mit Erfolg: In der Nacht gelang ihm ein eindrucksvoller Fang – ein 69 Zentimeter langer Aal, der um 0.36 Uhr auf den angebotenen Tauwurm biss.
Kühle Nacht, gute Bedingungen
Die Bedingungen an diesem späten Septemberabend waren typisch für den beginnenden Herbst: Rund 9 Grad Außentemperatur, doch das Wasser des Neckars hielt sich mit etwa 14 bis 15 Grad noch erstaunlich warm. Das leichte Abendrauschen des Flusses, die Dunkelheit und das gedämpfte Licht der Uferlampen sorgten für jene besondere Atmosphäre, die viele Angler am nächtlichen Gewässer schätzen.
Geangelt wurde klassisch mit einer Grundmontage und Tauwurm als Köder – eine bewährte Methode, um den nachtaktiven Aal in Bodennähe anzusprechen. Die Geduld zahlte sich aus: Der Biss kam spät, aber entschlossen. Mit 69 Zentimetern lag der Fang deutlich über dem gesetzlichen Mindestmaß von 50 Zentimetern und durfte somit entnommen werden.
Waidgerechtes Töten beim Aal
Aale unterscheiden sich in Aufbau und Reaktion von vielen anderen Süßwasserfischen; ihre glitschige Haut und kräftige Muskulatur machen eine schnelle, sichere Tötung notwendig. In der Praxis ist der so genannte Nackenstich (auch Genickstich genannt) eine verbreitete, als waidgerecht betrachtete Methode: ein gezielter Schnitt bzw. Stoß im Bereich hinter dem Kopf / am Nacken, der die Wirbelsäule und zentrale Nervenbahnen durchtrennt und so ein rasches Bewusstseins- sowie Lebensende herbeiführt.
Bei Aalen wird dieser Schnitt oft direkt angesetzt, weil herkömmliche Betäubungsmethoden (zum Beispiel kurzer Schlag) bei ihnen weniger zuverlässig wirken können; die Rechtsprechung und Tierschutzregelungen sehen für bestimmte Fischarten wie Aale Ausnahmen vor beziehungsweise verlangen, dass das Töten so schnell und schmerzarm wie möglich erfolgt. Fachlich wird jedoch nachdrücklich empfohlen, wo technisch möglich, zuerst zu betäuben und dann das tödliche Durchtrennen/Entbluten durchzuführen.
Aalblut und Gesundheit – ein besonderer Hinweis
Aalblut enthält Proteine, die bei Kontakt mit offenen Wunden oder Schleimhäuten Reizungen oder entzündliche Reaktionen auslösen können; in der Fachliteratur und in populärwissenschaftlichen Übersichten wird darauf hingewiesen, dass das Blut für Menschen problematisch sein kann. Beim Erhitzen (Kochen, Räuchern) wird dieses Protein jedoch zerstört, sodass verzehrter Aal gesundheitlich unbedenklich ist. Beim Umgang mit gefangenen Aalen empfiehlt es sich deshalb, Handschuhe zu tragen und direkten Kontakt von Aalblut mit offenen Wunden zu vermeiden.
Warum Aal als Speisefisch so beliebt ist
Aalfleisch ist fettreich, fest und aromatisch — Eigenschaften, die ihn in vielen Regionen zu einer geschätzten Delikatesse machen (geräuchert, gebraten, in Saucen). Traditionell spielt Aal in der regionalen Küche eine große Rolle; manche Gerichte sind jahrhundertealt.
Auch wirtschaftlich hat Aal nach wie vor Wert: Handelsangebote zeigen, dass Räucheraal momentan im Handel häufig im Bereich ~50–60 €/kg zu finden ist (je nach Produkt, Gewicht und Anbieter schwanken die Preise, Sonderangebote können niedriger liegen). Das macht einen ausgewachsenen Aal schnell zu einem vergleichsweise teuren, aber begehrten Fisch. Käufer sollten zudem auf Herkunft und Nachhaltigkeit achten.

Schonzeit ab 1. Oktober
Mit dem 1. Oktober beginnt in Baden-Württemberg die Schonzeit für den Aal. Ab diesem Zeitpunkt ist es Anglern untersagt, Aale zu fangen oder zu entnehmen. Diese Regelung dient dem Schutz einer Fischart, deren Bestand in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen ist.
Die Ursachen für den Rückgang sind vielfältig: Wanderhindernisse wie Wehre und Schleusen erschweren dem Aal die Rückkehr in seine Laichgebiete, während Gewässerverschmutzung und der Verlust von Lebensräumen zusätzlich Druck auf die Bestände ausüben. Auch der Klimawandel wirkt sich auf die empfindlichen Wanderzyklen des Fisches aus.
Ein Fisch mit einer außergewöhnlichen Lebensreise
Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) ist eine der faszinierendsten Fischarten unserer Gewässer. Seine Lebensgeschichte gleicht einer kleinen Weltreise: Er schlüpft in der fernen Sargassosee im westlichen Atlantik, treibt als durchsichtiger Glasaal mit den Meeresströmungen bis an die europäischen Küsten und wandert schließlich über Flüsse wie den Rhein und Neckar tief ins Binnenland.
Dort lebt er viele Jahre – manchmal ein Jahrzehnt oder länger –, bevor ihn ein innerer Instinkt wieder zurück in Richtung Atlantik treibt. Die erwachsenen Aale legen auf ihrem Rückweg über 5.000 Kilometer zurück, um in denselben Gewässern zu laichen, in denen sie einst geboren wurden. Ein Wunder der Natur, das jedes Jahr Millionen Kilometer Wanderleistung umfasst.



