Es gibt in Deutschlang drei Zollmuseen: eines in Hamburg, eines in Aachen und eines im idyllischen Mandelbachtal im Saarland. Dieses befindet sich in einem alten Zollamt direkt an einem geschichtsträchtigen Grenzübergang. Betrieben wird es von Jupp Fries, der selbst über 40 Jahre lang Zöllner war. 1993 endete dort eine dreihundertjährige Geschichte als die Grenzkontrollen in der EU entfielen.
Da Habkirchen vor dem Bau der Umgehungsstraße ein zentraler Grenzübergang war, ist das beschauliche Dorf im Saarland immer noch sehr gut ausgeschildert. Zunächst war der Übergang nur eine Furt bis dann dann im 18. Jahrhundert eine Brücke gebaut wurde. Diese wurde im Krieg zerstört und als Freundschaftsbrücke neu aufgebaut. Auf dieser finden jährlich deutsch-französische Feste mit dem auf der anderen Seite liegenden Saargemünd statt.
Das Museum dokumentiert die wechselhafte Geschichte der Region, die immer stark umkämpft war: mal war sie bayrisch, dann französisch oder auch wieder deutsch. Im zweiten Weltkrieg fanden in Habkirchen starke Gefechte statt.
So ist die Geschichte des Grenzverkehrs in der Region nicht nur die einer europäischen Trennung, sondern auch die der deutsch-französischen Freundschaft. So erzählt Jupp Fries von gemeinsamen Patrouillen mit französischen Zöllner und regelmäßigen gemeinsamen Abendessen. „Wir hatten eine klare Arbeitsteilung: die Franzosen haben gekocht und wir haben gegessen.“ erzählt er schmunzelnd.
Die Exponate zeigen auf der einen Seite, wie es damals war. Aber auf der anderen Seite erzählen sie auch Geschichten, so wie die der beiden Brüder, die durch den Krieg getrennt wurden: einer war nun Franzose, der andere Deutsche. Treffen konnten Sie sich nur an der Grenze, denn beide waren Zöllner.
In den Archivunterlagen findet sich dann ein Dokument zur Einreise eines gewissen Charles Marx. Das war niemand anders als Karl Marx, der mit einem französischen Pass über Habkirchen nach Deutschland eingereist war.
So sind auch Relikte aus der Zeit des Deutschen Herbsts zu sehen. Jupp Fries berichtet, dass der RAF Terrorist Christian Klar damals häufig durch das Saarland reiste und es damals die Aufgabe des Zolls war, Personenkontrollen durchzuführen. Fries erklärt, dass das damals schon wirklich gefährlich war und zeigt die Bleiweste, die Zöllner damals zu ihrem Schutz trugen und dann auch die moderne und sicherere Variante einer schusssicheren Weste.
Natürlich fehlen auch nicht die zahlreichen Beispiele dafür, welche Kreativität kriminelle Energie entwickeln kann. Dabei werden originelle Schmuggelmethoden oder dreiste Produktpiraterie gezeigt. Ein Teil des Museums widmet sich dann auch den heutigen Aufgaben des Zolls, nämlich der Bekämpfung von Sozialbetrug und Schwarzarbeit. Obschon das Museum aus drei Räumen besteht, kann man dort gut 2-3 Stunden verbringen.
Bei neuen Bundesländern denkt man ja zunächst an die ehemalige DDR. Aber auch das Saarland gehört erst seit 1957 zum Bundesgebiet. Nach dem ersten Weltkrieg stand das industrielle Saarland mit seinen Kohlerevieren unter Verwaltung des Völkerbunds bis es 1935 wieder zum Deutschen Reich kam. Nach 1945 war das Saarland unter französischer Verwaltung, d.h. die Grenze Frankreichs verlief zwischen dem heuten Rheinland-Pfalz und dem Saarland und wurde vom französischen Zoll kontrolliert. Geschmuggelt wurde in beide Richtungen: Zigaretten, Cognac, Feinkost und Parfüm vom Saarland in die Bundesrepublik. Elektroartikel, Schuhe, Lebensmittel und Stoffe in die andere Richtung. Erst nach einer Volksbefragung gliederte sich das Saarland 1957 der Bundesrepublik an.
