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Sonntag, September 8, 2024
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Inkasso – Schuldeneintreiben in Deutschland

Wer heutzutage den Begriff Inkasso hört, denkt gleich an etwas Schlechtes

Dabei besitzt der Begriff die relativ simple Bedeutung, dass ein geschäftsmäßiger Schuldeneintreiber von einem Unternehmen damit beauftragt wurde, Forderungen an einen Schuldner zu stellen. Doch damit ist auch noch ein wenig mehr verbunden. Was genau Inkasso bedeutet und wie man sich als Schuldner verhalten sollte, erläutern wir nachfolgend.

Was bedeutet Inkasso?

Per Definition handelt es sich bei Inkasso um das Eintreiben oder Fordern von Schulden. Hierbei übernimmt in der Regel ein professionelles Unternehmen die Korrespondenz mit dem Schuldner, welches von einem Gläubiger hierzu beauftragt wurde.

In Verruf geraten ist der Begriff Inkasso vor allem deshalb, weil es zahlreiche Inkassounternehmen gibt, die mit unlauteren Methoden, gar Drohungen arbeiten, um die fälligen Schulden einzutreiben. Innerhalb der letzten Jahre gab es außerdem zahlreiche Meldungen über Inkassounternehmen, die unrechtmäßig Forderungen stellen.

Unterdessen ist ein seriöses Inkassounternehmen nicht anders als ein Gläubiger, der regelmäßig Post an seine Schuldner schickt und um die Begleichung des fälligen Betrages bittet.

Zahlreiche Menschen glauben dank des schlechten Rufs vieler Inkassounternehmen daran, dass sie keinerlei Rechte besitzen, sobald sich ein solches Unternehmen bei ihnen meldet. Doch dem ist nicht so. Zwar besitzen Schuldner bei einem solchen Verfahren viele Pflichten, aber doch auch Rechte, die sie in Anspruch nehmen können.

Was passiert, wenn Gläubiger ein Inkassounternehmen beauftragen?

Im Grunde beauftragt ein Unternehmen einen Inkassodienstleister, um Schulden einzutreiben. Er nimmt seinen Service in Anspruch, um eine bessere Kontrolle über gewisse Abläufe zu gewährleisten. Denn das Inkasso selbst wird damit beauftragt:

  • Zahlungserinnerungen und Mahnungen zu versenden, sofern die Zahlung ausbleibt
  • Zahlungsfristen und Zahlungseingänge des Unternehmens zu überwachen
  • bei Notwendigkeit auch weitere Mahnungen oder Zahlungserinnerungen an den Schuldner zu versenden
  • gerichtliche Mahnverfahren einzuleiten, sofern dieses notwendig ist

Bei all diesen Abläufen handelt es sich um reguläre Bestandteile einer Unternehmenswirtschaft, außer dass sich der Betrieb nicht mit ihnen beschäftigt, sondern jemand Drittes damit betreut, der sich fachgerecht um diese Aufgaben kümmert.

Diesen Weg zu wählen und sich nicht selbst mit diesen Abläufen zu beschäftigen, liegt vor allem auch im Aufwand, wenn es bei einem Schuldner dazu kommt, ein gerichtliches Mahnverfahren einzuleiten. Selbst wenn viele Unternehmen eine Rechtsabteilung besitzen, so gibt es noch immer jene, die bei derlei Angelegenheiten lieber Fachleute in Anspruch nehmen, um sich gesetzlich gesehen zusätzlich abzusichern.

Wie sollte ich mich verhalten, wenn ein Inkasso-Service eine Forderung geltend macht?

Landet eines Tages ein Mahnschreiben oder eine Zahlungserinnerung eines Inkassounternehmens im Briefkasten, lautet der erste Ratschlag, keine unüberlegten Handlungen zu treffen und Ruhe zu bewahren. Denn sofern sich das Inkassounternehmen an die gesetzlichen Auflagen hält, ist nichts gegen den Einsatz eines solchen einzuwenden.

Zunächst ist es sinnvoll, sich darüber zu erkundigen, ob es sich bei dem jeweiligen Inkassounternehmen um einen seriösen Anbieter handelt. Außerdem gilt es festzustellen, ob die in dem Schreiben angegebene Forderung den Tatsachen entspricht.

Wichtig: Inkassounternehmen berechnen für ihre Dienstleistungen stets ebenfalls gewisse Kosten, die der Schuldner tragen muss. Daher kann der geforderte Betrag häufig von dem abweichen, was man dem Gläubiger eigentlich schuldet. Doch auch hierbei gibt es zulässige und unzulässige Kosten, die der Schuldner tragen muss oder nicht.

Es gibt gewisse Merkmale, bei denen Verbraucher jedoch umgehend feststellen können, ob es sich um ein unseriöses Unternehmen handelt.

  • Innerhalb des Schreibens kommt es bei einer schlichten Zahlungserinnerung zu Drohungen, die seitens der Polizei oder sogar Staatsanwaltschaft durchgesetzt werden sollen.
  • Viele Formulierungen sind offensiv und aggressiv abgefasst, ebenso rufen manche Inkassounternehmen permanent bei den Schuldnern an, um sie an ihre Pflichten zu erinnern und sie einzuschüchtern.
  • Wenn die Forderungen im Schreiben nicht klar deklariert sind oder sogar verschwiegen wird, von wem sie ursprünglich stammen, handelt es sich in der Regel um einen unseriösen Service.

Unterdessen sind seriöse Inkassounternehmen darum bemüht, die Situation möglichst ohne Komplikationen zu lösen. Sie stellen dem Schuldner nicht nur die volle Anschrift und den Namen des Fordernden zur Verfügung, sondern erläutern auch, warum ein Anspruch auf den fälligen Betrag besteht. Zudem setzen sie dem Schuldner eine angemessene Zahlungsfrist. Jedes anständige Inkassounternehmen kann außerdem eine Vollmacht vorweisen, dass sie vom entsprechenden Unternehmen zur Übernahme der jeweiligen Abläufe berechtigt sind.

Bestehen nach wie vor Zweifel an der Echtheit des Unternehmens, kann das Rechtsdienstleistungsregister weiterhelfen. Hier sollte eine behördliche Registrierung des Inkassos hinterlegt sein. Denn nur mit einer vorhandenen Registrierung sind Inkassobüros auch dazu berechtigt, derartige Dienstleistungen zu übernehmen.

Was tun, wenn nach wie vor Unsicherheit besteht?

In manchen Fällen ist es nicht ganz klar zu erkennen, ob es sich wirklich um ein seriöses Schreiben seitens eines Inkassounternehmens handelt. In einem solchen Fall sollten Verbraucher in jedem Fall eine Schuldnerberatung in Anspruch nehmen.

Viele Inkassobüros sind den Schuldnerberatungsstellen bekannt und somit können sie einen guten Aufschluss über deren Rechtmäßigkeit geben. Gleichwohl lässt sich mit ihrer Hilfe überprüfen, ob die in dem Schreiben angegebenen Gebühren korrekt sind oder nicht und ob das gesamte Schreiben gesetzmäßig ist.

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