Im Rahmen der ersten Wieslocher Comictage war es den Veranstaltern gelungen, die Zeichner-Legende Ivica Astalos zur Mitwirkung zu gewinnen.
Als das deutsche MAD 1967 auf den Markt kam, war das etwas ganze Neues: die satirischen Comics waren nicht für Kinder geschrieben und gezeichnet, hat keinen pädagogisch erhobenen Zeigefinger und waren auch nicht vordergründig politisch. Dafür waren sie aber immer witzig, treffsicher und manchmal auch etwas albern. Einen solchen Humor hatte es in Deutschland bis dahin nicht gegeben. Als Mann der ersten Stunde war Ivica Astalos mit Herbert Feuerstein einer derjenigen, die das deutsche MAD aus der Taufe gehoben haben und ihm zu seinem großen Erfolg verholfen haben. Moderator Thorsten Krings ging mit Ivica Astalos auf eine Zeitreise in die Gründungsjahre von MAD.
Astalos berichtete in einer lockeren Talkrunde mit Thorsten Krings, wie er und Feuerstein gemeinsam Material des amerikanischen Originalmagazins sichteten, auswählten und an den deutschen Markt anpassten. Mit einem Schmunzeln erläuterte er dann, dass er als Zeichenstile der amerikanischen Zeichner beherrschte und immer einsprang, wenn Zeichnungen ergänzt oder verändert werden mussten. Astalos selbst war Schöpfer der heute in Fankreisen legendären Märchenparodien. Nach den ersten Zehn meinte er zu Feuerstein, er könne nicht weitermachen, weil ihm die Ideen ausgingen. Feuerstein meinte nur trocken, dass er ja noch gar nicht wissen könnte, welche Ideen er haben werde. Es wurden dann über 100 Märchenparodien. Der sympathische Künstler hob noch einmal hervor, dass der dauerhafte Erfolg von MAD vor allem auch Feuerstein geschuldet war, der das Magazin immer wieder neu erfunden hatte, so dass es immer wieder für neue Lesergenerationen relevant gewesen sein. Das sei den Nachfolgern nicht mehr geglückt.
Neben Ivica Astalos waren noch weitere deutsche Zeichner anwesend. Christopher Tauber erzählte in einer kleinen Ausstellung mit Video, wie er seine mittlerweile legendären Drei ??? Comics zeichnet und bot am Sonntag eine sehr unterhaltsame Lesung aus dem Leben der drei ewig jungen Detektive aus Rocky Beach an. Sabrina Schmatz eröffnete die ihr gewidmete Ausstellung persönlich und signierte auch ihre Bücher. Rainer Engel, der mit dem Skandal Filmer Jörg Buttgereit das Comic Captain Berlin erfunden hat, signierte ebenfalls. Auch Stefan Dinter veredelte seine Comics mit sehe detailreichen Zeichnungen.
Am Samstag wurde dann auch der Charly-Eiselt-Preis für die erste Veröffentlichung eines Comics vergeben. Mit diesem Preis sollen Nachwuchskünstler unterstützt werden. Das besondere an diesem Preis ist, dass die Jury ausschließlich aus Comic-Künstlern besteht. In diesem Jahr waren Ivica Astalos, Katharina Netoletzky und Ralf Marczincik Jury-Mitglieder. Der Preis ging an Jeff Chi für „Who’stheScatman“ – eine Biographie des One-Hit-Wonders Scatman John, der sprachbehindert war und sich nur im Singen artikulieren konnte.
Weitere Impressionen der Wieslocher Comictage 2022
Videos Wieslocher Comictage 2022
Thorsten Krings im Gespräch mit Cartoonist, Texter und Grafiker Ivica Astalos