Eigentlich gibt man ja nicht bekannt, wo Lost Places sind, um diese vor Vandalismus zu schützen. Ban Saint Jean bei Boulay ist jedoch bekannt und dokumentiert. An dieser Stelle sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Gendarmerie sehr sorgfältig kontrolliert und empfindliche Strafen ausspricht, wenn Besucher die Gebäude betreten. Es gibt einen Pfad, der um die Gebäude führt und der benutzt werden darf.
Es ranken sich viele Legenden um Ban Saint Jean und der Ort ist heute eine Wallfahrtsstätte für Esoteriker und Geisterjäger. Angeblich wurde das Wasser vergiftet, es soll dort spuken usw. Der Ort wurde 1937 von der französischen Armee als Siedlung für Offiziere erbaut. 1040 übernahm die Wehrmacht die Kaserne und inhaftierte dort Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter. Wie sich jedoch später herausstellte war dies jedoch ein Lager, in dem hauptsächlich ukrainische Soldaten systematisch ermordet wurden. Bis heute weiß niemand, wie viele Menschen dort in Massengräbern verscharrt wurden. Man geht von bis zu 20.000 Opfern aus. Ironischerweise war es die Sowjetunion, die nach dem Krieg eine Aufklärung dieser Kriegsverbrechen verhinderte. In dem ideologischen Wahn, jede Form von Identität, die nicht hieß Teil des Sowjet-Kollektivs zu sein, zu vernichten, wollte man verhindern, dass eine Gedenkstätte für ukrainische Soldaten entsteht. Daher wurden das dortige Geschehen bagattellisiert. Erst nach dem Ende der Sowjetunion begann man diese Verbrechen aufzuarbeiten. Immer wieder gibt es Pläne, die Fläche einer Nutzung zuzuführen, so z.B. als Wind- oder Solarpark.
Der Besuch ist ein eher bedrückendes Erlebnis, zumal der bauliche Zustand das ganze Gelände sehr gespenstisch wirken lässt. Dennoch ist es ein Erlebnis. Gerade in Zeiten, wenn in Europa wieder Krieg tobt, ist das Erinnern an die Hölle des Krieges wichtig.
