„Auch eine Woche nach dem tragischen Ereignis ist meine Betroffenheit unverändert groß und als Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Mannheim möchte ich mein zurückliegend zum Ausdruck gebrachtes Beileid für die Angehörigen und Familie des Verstorbenen nochmals zum Ausdruck bringen.
Es gibt viele Menschen, die in den letzten Tagen gesagt haben, sie trauen uns im Moment nicht mehr. Dabei ist Vertrauen und Integrität ein hohes Gut! Es wird Zeit brauchen und ich weiß, dass es eine geraume Zeit brauchen wird, bis wir dieses Vertrauen wiederhergestellt haben. Ich werde gemeinsam mit den Mitarbeitenden des Polizeipräsidium Mannheim alles daransetzen, dieses Vertrauen zurück zu gewinnen.
Der wohl wichtigste Punkt, um eben dieses Vertrauen zurück zu gewinnen, ist Transparenz und die damit verbundene vollständige Aufklärung der Ereignisse, die sich vor nun genau einer Woche auf dem Mannheimer Marktplatz ereigneten. Seien Sie versichert, ich bin dabei an einer lückenlosen und umfangreichen Aufklärung als allererstes interessiert! Derzeit läuft ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Mannheim gegen die beiden in diesen Vorfall involvierten Kollegen wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt mit Todesfolge. Auch wir haben bei den beiden Kollegen Disziplinarmaßnahmen eingeleitet. Ich habe die vorläufige Suspendierung unterzeichnet. Es gibt in solchen Fällen ein geordnetes, rechtsstaatliches Verfahren, welches hier vorurteilsfrei zur Anwendung kommt. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg wird dabei unabhängig, umfänglich und lückenlos ermitteln. Dabei wird jeder noch so kleine Stein umgedreht. Zusammen mit der Arbeit der unabhängigen Justiz ist das der Kern des Verfahrens.
Keine Frage: die nötigen Konsequenzen werden gezogen und die beiden Kollegen, werden Konsequenzen tragen müssen, soweit sie sich strafbar gemacht haben.
Bei allem Verständnis für die Emotionalität in dieser Sache gilt es nun aber auch, weitere Ermittlungsergebnisse sowie den finalen Obduktionsbericht abzuwarten und von vorschnellen Spekulationen oder gar Vorverurteilungen abzusehen.
Die schwerwiegenden Vorwürfe, die derzeit im Raum stehen, sind auch deshalb so tragisch, weil ich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Situationen kenne, in denen Vorfälle sehr gut deeskalierend und kommunikativ gelöst wurden.
Am Ende möchte ich aber auch noch betonen, dass ich einige Reaktionen auf diesen Vorfall für absolut danebengegriffen halte. Es ist selbst in Anbetracht dieses tragischen Vorfalls nicht zu rechtfertigen, dass andere Kolleginnen und Kollegen massiv beleidigt, bedroht und beschimpft werden oder gar ein Kopfgeld ausgesetzt wird. Es darf keine Flaschenwürfe auf Kolleginnen und Kollegen geben und Demonstrationen sollten nicht benutzt werden, um an Häuserwänden Farbschmierereien zu begehen oder Fensterscheiben einzuwerfen – das geht so nicht und ist inakzeptabel.
Trotz der schwerwiegenden Vorwurfslage möchte ich eindrücklich und abschließend darauf hinweisen, dass die die über 2.600 Kolleginnen und Kollegen des Polizeipräsidiums Mannheim ihren Dienst jeden Tag, rund um die Uhr und trotz einer hohen Belastung engagiert und vorbildlich ausüben. Darin werden wir auch nicht nachlassen!
Ihr Siegfried Kollmar“
Quelle Text/Foto: Polizeipräsidium Mannheim