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Samstag, April 27, 2024
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Bauernproteste in Sinsheim – Demo vom Landesbauernverband und LSV (mit Fotos und Videos)

Bauernproteste im Kraichgau – Sternfahrt des Bauernverbands und Protestkundgebung auf dem Stadionparkplatz in Sinsheim.

Die genaue Anzahl der Traktoren lässt sich nur schwer schätzen. Ob es nun wie SWR berichtet nur rund 800 Traktoren waren? Oder doch eher wie angekündigt so um die 2.000 Traktoren? Im Moment noch fraglich.

Die Tagesschau schrieb: „Sternfahrt nach Sinsheim: Rund 1.800 Traktoren, Schlepper und Lkw erwartet„. Die RNZ schreibt: „Sternfahrt des Bauernverbands endete mit Protestkundgebung auf dem Stadionparkplatz. 800 bis 1000 Traktoren wurden gezählt.“ – etwa 1000 hätte der Kreisbauernverband gezählt, so die RNZ und schreibt weiter, „die Polizei sprach von 800“.

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In weiteren Medienberichten ist die Rede davon, dass rund 1.500 Bauern mit mehr als 1.000 Traktoren an der PreZero-Arena in Sinsheim standen. Nun ja, ob nun gezählt oder geschätzt – es waren sehr viele Traktoren. Es hätte aber auch noch Platz für weitaus mehr gegeben. Lkws waren diesmal nicht beteiligt, diese wurden auf den Parkplätzen des Stadions in Sinsheim nicht zugelassen.

So viele Traktoren auf einem Parkplatz haben wohl die wenigsten Menschen bisher gesehen. Insofern lassen wir die Spekulation über Zahlen mal außer Acht.

Die Bauern gehen auch für die Zukunft der Kinder auf die Straßen

Werfen wir mal einen Blick auf die Botschaften der Demonstranten. Der Mittelfinger muss wohl nicht weiter erklärt werden. Man könnte aber freundlich informieren, es ist ein Zeichen der Verärgerung, welches am Trecker angebracht wurde.

Bauern zeigen der Regierung den Mittelfinger

An der Demonstration in Sinsheim beteiligten sich auch Bürger, die keine Landwirte sind, mit Spielzeugtraktor und Hänger sowie eindeutiger Solidaritätsbekundung.

Ein Bürger zeigt sich solidarisch – Die Ausrede „Ich habe keinen Traktor“ ist kein Grund fürs Nichtstun

Die Zukunft steht bereit, der Protest nimmt Fahrt auf.

Mit Spielzeugtraktoren und kleinen Demoschildern beteiligten sich auch die jüngsten der Gesellschaft, es geht ja schließlich auch um ihre Zukunft. Und sie sind die Zukunft unseres Landes und jedes Landes, sie sind die nächste Generation.

Und im Gegensatz zur letzten Generation – könnte die neue Generation das Land wieder zu dem machen, was es einst war. Ein lebenswerter und liebenswerter Ort zum Leben und Arbeiten. Zum Dichten und Denken, zum Tüftlern und Erfinden. Ein Wirtschaftsstandort mit Zukunft und positiven Perspektiven für alle.

Die nächste Generation, das sind demnächst die Könner und die Macher

Und für alle bedeutet eben auch für die Kinder. Doch was wir aktuell erleben, zeigt ein Beispiel aus Wiesloch, neben Sinsheim auch große Kreisstadt im Rhein-Neckar-Kreis. Dort musste der Oberbürgermeister eingestehen, dass das Wieslocher Gymnasium in einem „erbarmungswürdigen Zustand“ ist. Die Stadt Wiesloch ist hoch verschuldet. Und die im Gemeinderat geplante Verschiebung der notwendigen Sanierungen an der Schule führten zu Protesten von Schülern, Eltern und Lehrern. Das Thema OHG-Sanierung erhitze die Gemüter und schließlich musste die Stadt dem Druck nachgeben. Mit Plakaten wurde bei der Gemeinderatssitzung druck auf die Stadt und den Gemeinderat ausgeübt. Der OB musste seinen Bürgern Rede und Antwort stehen. Laut SWR: „Wir haben einen Sanierungsstau von 50 Milliarden Euro“betreffend deutschen Schulen.

Politiker beim Bauernprotest in Sinsheim

Oberbürgermeister Jörg Albrecht ist seit 2012 im Amt und führt sich mit den Landwirten sehr verbunden. Er war selbst Teil der Landjugend, Kühe melken oder Spargel stechen, kein Problem für den parteilosen Bürgermeister. Der gebürtige Heidelberg ist tief mit der Region verwurzelt. Mit seiner Anwesenheit bei der Demonstration der Bauern in seiner Stadt will er Solidarität bekunden.

Albrecht Schütte, Moritz Oppelt, Oberbürgermeister Jörg Albrecht (v.l.n.r.)

Der Bundestagsabgeordnete Moritz Oppelt (CDU) war auch in Sinsheim. Ebenso vor Ort Landtagsabgeordneter Albrecht Schütte (CDU).

Redebeiträge im Video:

„Die Politik ist auf dem falschen Weg und muss umdrehen“

Jürgen Maurer, der Vizepräsident des Landesbauernverbands in Baden-Württemberg e. V. war der erste Redner der Protestkundgebung.

Jürgen Maurer am Mikrofon

Mit etwa 36.000 Mitgliedern zählt der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. zu den größten Bauernverbänden in Deutschland. Als einflussreiches Mitglied im Deutschen Bauernverband setzt er sich für die Interessen seiner Mitglieder in Bezug auf Politik und Gesellschaft ein. In Bezug auf die Agrarpolitik in Baden-Württemberg ist der Verband der bedeutendste Verhandlungs- und Ansprechpartner.

Bei seiner Rede bzw. seiner Begrüßung der Anwesenden hat Jürgen Maurer nur die „Landwirtinnen und Landwirte“ und „Bäuerinnen und Bauern“ begrüßt. Er richtete zwar ein „herzliches Grüß Gott“ an alle in der Runde, doch gendern war ihm scheinbar wichtiger als die weiteren Berufsgruppen zu würdigen, die ebenfalls in Sinsheim erschienen waren. Beziehungsweise auch bei der Fahrt am Montag dabei waren.

Die Transportunternehmer hatten sich mit ihren Lkws dem Protest am Montag angeschlossen. Ebenso auch viele Handwerker mit ihrem Pritschenwagen, dem Pickup oder dem Unimog.

In Sinsheim konnte man auch schnell feststellen, da sind auch Zimmerleute anwesend. Die erkennt man relativ einfach an ihren Zimmermannshosen. Einfach zu erkennen waren auch Arbeiter aus der Industrie. Aus der Region Wiesloch waren auch Mitarbeiter der Heidelberger Druckmaschinen AG zu sehen, einfach zu erkennen am Logo HEIDELBERG auf der Jacke.

„Wir müssen wieder wettbewerbsfähig werden“ so Maurer. Dies tritt wohl nicht nur für die deutsche Landwirtschaft zu. Nahezu sämtliche Branchen sind betroffen. Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen ist alleine schon durch die sog. Energiewende mehr als nur gefährdet. Das Handwerk leidet schon lange unter Vorgaben aus Berlin und Brüssel. „Wir brauchen eine Entbürokratisierung und weniger Auflagen. Wir brauchen Angebote und keine Verbote“, sagt Jürgen Maurer.

Christian Coenen, 1. Vorstand des LsV Baden-Württemberg e.V. war der nächste Redner. Er ist Landwirtschaftsmeister und Jäger und betreibt einen Ackerbaubetrieb mit Direktvermarktung in Philippsburg.

Im Oktober 2019 haben sich unter dem Motto „Land schafft Verbindung“ viele tausende Bauern zusammengeschlossen, um gegen unüberlegte Verbote, für eine auf Fakten basierende Diskussion über unsere Zukunft, verbesserte Lebensbedingungen und ein faireres Miteinander einzutreten, ohne Bauernkritik und vieles mehr. Im Juni 2021 wurde der Landesverein Landwirtschaft verbindet Bayern e.V. gegründet, der anschließend als Landwirtschaft verbindet Deutschland und auch als LSV-Deutschland bekannt ist. Der LSV-D legt besonderen Wert darauf, unabhängig von Verbands- und Parteizugehörigkeiten zu agieren und betrachtet sich in erster Linie als Vermittler zwischen den verschiedenen landwirtschaftlichen Verbänden.

Christian Coenen ist froh, dass der Bauernverband endlich seinen Kampfgeist entdeckt hat. Es besteht eine Einigkeit unter den Verbänden, wie sie bisher noch nie bestand. „Es hat vier Jahre gedauert, aber der LSV hat es geschafft, dass der Bauernverband an unserer Seite steht“ so Coenen.

Weitere Impressionen aus Sinsheim von der Demo

Weitere Impressionen in Bewegtbildern – Video 2:

Nachdem die Kundgebung für beendet erklärt wurde, vom Versammlungsleiter fuhren die Traktoren ohne große Verzögerungen vom Parkplatz. Der Versammlungsplatz leerte sich innerhalb von Minuten.

Die Polizei hielt es nicht für nötig, den Verkehr zu regeln. Im Vergleich mit großen Bundesliga-Fußballspielen war die Bauerndemo eine doch eher kleine Veranstaltung.

Der Ort für die Demonstration hätte weitaus mehr Menschen und Fahrzeuge aufnehmen können. Hätte man die Bevölkerung eingeladen – wären sie vielleicht auch gekommen.

Die Bundesligastation hat über 30.000 Plätze und dementsprechend große Parkflächen für Pkws und Reisebusse. Auch ohne das Stadion selbst hätten noch viel mehr Menschen Platz gefunden.

Ein Kommentar am Ende: Warum kamen nicht mehr Menschen?

Tja, „der deutsche Michel“ und „die deutsche Liesel“ haben es scheinbar noch nicht begriffen.

Die Bereitschaft zur Teilnahme an kollektiven Aktionen wie Streiks und Demonstrationen ist bei den meisten Deutschen zurzeit noch sehr gering. „Was mich nicht betrifft, kümmert mich auch nicht“ denkt sich wohl so mancher oder manche.

Anschließende Worte: Man sollte nicht nur das Essen auf dem Teller sehen, sondern auch über den Tellerrand hinweg sehen können. Denken hilft, doch damit tun sich viele noch sehr schwer. Zwar äußert sich in Umfragen die Mehrheit als solidarisch mit den Bauern, aber mitdemonstrieren will kaum einer. Auch nur wenige Zeichen der Solidarität seitens der Gastronomen oder Einzelhändler. Nun ja, in den Coronajahren schwiegen die meisten auch.

Die Bauern haben bereits mehrfach aufgerufen, dass sich auch anderer Branchen und Berufe beteiligen sollen. Gilt auch für die Bürger. Das Angebot steht weiterhin. Wir werden sehen, wie es weitergeht. Und Ihnen berichten.

Text und Fotos sowie Video: Robert Pastor

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