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Samstag, April 27, 2024
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Wiesloch: Demo gegen Rechts – Anti-AfD Demo statt der Forderung nach guter Politik durch SPD, Grüne und FDP

Demo in Wiesloch – Redner und Teilnehmer der Kundgebung waren Gabriela Lachenauer (Grüne), Oriana Gradl (SPD), Thorsten Krings (ehemals FDP nun FWV), Jan-Peter Oppenheimer (SPD), Bürgermeister Ludwig Sauer, Henrik Wieditz (Fridays for Future), Leander Großmann (Antifa), Lars Castellucci (SPD), Norbert Knopf (Grüne), Jens Brandenburg (FDP), Christiane Staab (CDU), Roberto Valke (Verdi).

Am 3. Februar 2024 lautete das Motto mal wieder: „WIESLOCH GEGEN RECHTS“

„Wiesloch gegen rechts – für Demokratie“ lt. Angaben der RNZ waren ca. 2.500 Demonstranten erschienen. Also nur ein winziger Bruchteil der Wieslocher Bevölkerung. Auf der Demo waren die Veranstalter und Teilnehmer ehrlicher als auf den Plakaten, die zur Demo einladen sollten. Dort war nur die Rede von „gegen rechts“.

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Auf den Plakaten und Transparenten auf der Demo richtete man sich eindeutig gegen die politische Partei AfD. Da nahm man quasi kein Blatt mehr vor den Mund. Ein Zeichen setzen „gegen die AfD“ war angesagt am vergangenen Samstag in Wiesloch:

„Nee zur AfD“ – „AfD wählen ist so 1933“ – „Zusammen gegen Nazis“ – „Rote Karte für die AfD“ oder „Wir gegen rechts“ – „FCK AFD“ – „Erst wenn die Demokratie kaputt ist werdet ihr feststellen, dass man die AfD nicht (ab)wählen kann“ – „Kein Mensch ist illegal“ – „ekelhAFD“ – „Halt die Fresse Alice“ – „Nazis schlafen schicken“ – „Gegen Nazis kämpst du nicht auf dem Sofa“

Ein Schild das bereits im Vorjahr in Wiesloch für Aufsehen und teilweise Empörung, sowie die Spaltung der Bürgerschaft sorgte, war auch bei der Demo dabei, das Schild mit der Aufschrift „Wer mit Nazis spaziert, hat keinen Anstand“.

Neben von Hand beschrifteten Pappkartons trugen Teilnehmer auch SPD-Wahlkampfplakate vor sich her, u.a. mit dem Text: „NIE WIEDER IST JETZT! AUFSTEHEN FÜR UNSERE DEMOKRATIE!“

(Im Gegensatz zu 2012 wird heute nicht mehr unterschieden zwischen Nazi und Neo-Nazi.)

Es fanden sich auch Forderungen, die sich für etwas aussprachen und nicht nur gegen etwas. So etwa: „Für Freiheit, Toleranz, Demokratie, Menschenrechte“ oder „Ehrlichliches Miteinander Toleranz“.

Auch die CDU marschierte und demonstrierte mit in Wiesloch gegen rechts

„Landtagswahlen stehen bevor und die Migrationspolitik wird wieder entdeckt von der Unionsfraktion. Es ist sehr vorhersehbar, ich bin ja schon froh, wenn sie keine Unterschriftenlisten wieder auslegen wo man gegen Ausländer unterschreiben kann“ – so Lars Castellucci 2022 bei einer Rede im Bundestag. Dabei warf er der CDU auch vor, schon immer spalterische Reden im Parlament gehalten zu haben.

Im Moment befinden wir uns in der Zeit vor den Kommunalwahlen 2024 und Europawahlen 2024 – und so könnte man sagen: Wahlen stehen bevor und die Migrationspolitik wird wieder entdeckt. Ein ominöses Treffen in Potsdam und bundesweit sind die sog. Demokratie Vereine aktiv. Der Wahlkampf 2024 hat begonnen. Und für Castellucci ist nicht mehr die CDU das rechte Feindbild, sondern die AfD und ihre Wähler?

Lesen Sie auch zu den bevorstehenden Gemeinderatswahlen in Wiesloch:

Zur Demo in Wiesloch und den Teilnehmern

Am Adenauerplatz versammelten sich die Mitglieder der Wieslocher Parteien und Organisationen sowie ihre Unterstützer. Die roten Fahnen der SPD waren ebenso zusehen wie die grünen Fahnen von Bündnis 90 / Die Grünen. Gewerkschaftsfahnen wurden auch geschwungen, so die von Verdi. Die Antifa-Jugend (AJ) mit ihren Transparenten und Flaggen war auch vertreten. Ebenso auch die Kinder und Jugendlichen von Fridays For Future Wiesloch.

(Übrigens, Julian Reichelt, der ehemalige Chefredakteur der BILD sagt: „Fridays For Future ist die größte, mächtigste und gefährlichste antisemitische Jugendorganisation seit 1945“. N-TV berichtete: „Greta Thunberg und der tiefe Judenhass der Linken“ und schrieb: „Sie war die globale Ikone der Klimabewegung. Doch nun hetzt sie lautstark gegen Israel. Viele ihrer Bewunderer sind entsetzt, doch im links-ökologischen Milieu gibt es auch Applaus. Der Thunberg-Eklat zeigt: Im politischen Kosmos der Linken gibt es ein großes Antisemitismus-Problem.“)

„Alerta, alerta, antifascista!“ ist ein antifaschistischer Schlachtruf, der in Wiesloch lautstark gerufen wurde. Weitere Parolen waren „Ganz Wiesloch hasst die AfD“ und „Ganz Deutschland hasst die AfD“. Antifa wird von den Wissenschaftlichen Diensten des Deutschen Bundestages als ein „Oberbegriff für verschiedene, im Regelfall eher locker strukturierte, ephemere autonome Strömungen der linken bis linksextremen Szene“ definiert. Laut Wikipedia: „Die Antifa ist gekennzeichnet durch ihre Militanz.“. Die WELT schrebt: „Die Antifa in Hessen veröffentlicht Adressen aller AfD-Landtagskandidaten. Für Extremismus-Experte Hendrik Hansen zeigt der Vorfall, dass linksextreme Gewaltbereitschaft gegen die Rechtsaußenpartei zunimmt. Politikern, die sich mit der Antifa solidarisieren, hält er eine Wissenslücke vor.“.

Das gezielte Zufügen von Verletzungen an Menschen, insbesondere solche, die dauerhafte Schäden hinterlassen, übersteigt jegliche moralische Grenze. Dass ein Rechtsstaat derartige Gewaltakte nicht toleriert, ist kein Anlass zur Empörung, sondern ein Schritt hin zu einer fortschrittlichen Zivilisation. Auch wenn es mitunter schwerfällt, müssen die Menschenrechte für jeden gelten – sogar für Anhänger rechtsextremer Ideologien.

Antifaschismus ist unerlässlich, zweifelsohne. Doch die Anwendung von Gewalt gegen „Nazis“ bzw. „Neo-Nazis“ mag als verlockende Vorstellung erscheinen. In der Realität gibt es jedoch nur eine angemessene Antwort: Gewaltlosigkeit.

Wie bei den anderen Demonstrationen in Wiesloch war auch ein Querschnitt der Gesellschaft und Bürgerschaft vertreten. Auch Eltern mit ihren Kindern waren dabei. Im November 2020 waren Bündnismitglieder noch aufgebracht über Kinder bei Demos der Andersdenkenden. Der Vorwurf, das sei eine Instrumentalisierung und ein Indoktrinieren der Kinder.

Der Demonstrationszug führte vom Adenauerplatz über die Schloss- und Gerbersruhstraße, Hesselgasse und Hauptstraße letztendlich zum Schillerpark. Dort traten zahlreiche Politiker auf und hielten ihre politischen Reden in der üblichen Art und Weise eines Politikers auf Wahlkampftour.

Ein Nazi in Wiesloch bei Demo gegen rechts?

Wie man auf Video sehen kann: Während der Sozialist Lars Castellucci seine Wahlkampfrede hält, und seine Worte „Rechtsradikale, Nazis, AfD – die haben Pläne geschmiedet, Millionen von Menschen aus unserem Land zu schaffen…“ über das Gelände des Schillerparks hallen – läuft ein ehemaliger Nationalsozialist (Nazi / NS-Soldat) freundlich lächelnd durch den Park.

Der 95-jährige gilt heute als hochgeachtete Person in Wiesloch. Er kam wohl mit seiner Familie eher zufällig vorbei. War spazieren, statt zu demonstrieren. Marschieren musste der alte Herr sicherlich schon genug in seinem Leben. Im nationalsozialistischen Deutschland seiner Jugend marschierte man zunächst für Führer und Vaterland bei der Jugendorganisation (HJ) und später marschierte man in den Krieg. Kampfreden von Politikern und Wahlkampfversprechen hat er sicher schon viele gehört. Vielleicht hatte er daher auch kein Interesse der Rede des roten Genossen Castellucci zu zuhören.

Zur Kriegsgeneration zählte auch Altkanzler Helmut Schmidt (SPD). Als die Nazionalsozialisten 1933 an die Macht kamen, war Schmidt 14 Jahre alt. Als Soldat wurde ihm klar das es sich um einen schlechten Staat und eine verbrecherriche Regierung handelte. Wie eine Demokratie und ein Rechtsstaat geordnet war, davon hatte er nach eigenen Angaben, keine Ahnung. Ihm war allerdings klar, so (wie es ist) darf es in Deutschland nicht sein. Im einem Interview aus dem Jahre 1966 spricht Günter Gaus mit Schmidt, dieser erklärt: „Es ergab sich diese Wissbegierde, die dann, wie übrigens in vielen anderen Gefangenenlägern ja auch, unter uns Kriegsgefangenen zu endlosen Diskussionen, Vorträgen, nächtlichen Gesprächen geführt hat. So dass ich also meine positiven Vorstellungen davon, wie eigentlich ein Staat sein sollte, ich sagte es schon, in der Gefangenschaft gebildet haben“.

Die Parteifunktionäre, Parteimitglieder und Demonstranten wären gut beraten sich wieder auf Helmut Schmidt und seine Worte zu besinnen. Er galt als eine moralische Instanz der Deutschen.

Fünf Zitate des ehemaligen Bundeskanzlers:

  • „Wir Deutschen haben keine große Erfahrung mit der Demokratie. Wir sollten vorsichtig sein, uns als große Demokraten aufzuspielen.“
  • „Demokratie besteht aus Debatte und anschließender Entscheidung auf Grund der Debatte“
  • „Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen.“
  • „Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden.“
  • „Die Deutschen lassen sich gerne zur Angst verführen und zur Schwarzmalerei. Und daran sind mit schuld die Journalisten“.

Fundstücke im Internet und den sozialen Medien zur Demo gegen rechts:

„Die gesellschaftliche Mitte geeint gegen Putins 5. Kolonne.“ Thorsten Krings bei Facebook

Video der RNZ:

Video Kraichgaulokal:


Kritische Worte von Broder

„Gute Politik zu machen, wäre das einfachste Mittel, um die AfD klein zuhalten. Aber soweit denkt man ja gar nicht. Nein, so weit denkt man gar nicht, das wäre auch viel zu aufwendig. Eine Zumutung, von einer Regierung zu verlangen, sie soll gute Politik machen.

Im Übrigen eine Regierung die die Demokratie verteidigt, ist wahrscheinlich die größte Gefahr für die Demokratie. Ich kenne kein anderes Land, wo es ein Programm gibt, das „Demokratie leben“ heißt, das von der Bundesregierung oder von dem federal government gesponsert und verbreitet wird.

Es ist die Aufgabe der Wähler der Regierung Beine zu machen, der Regierung Demokratie beizubringen. Das hat das Bundesverfassungsgericht z.B. vor kurzem gemacht, ein kurzer Moment wo ich ein stolzer Deutscher war. Dass hier die Regierung und das Parlament vom Bundesverfassungsgericht abgemeiert werden. Ein großartiger Moment, spricht nicht gegen Deutschland, spricht für Deutschland und hier brezelt sich eine Regierung auf, die Demokratie zu verteidigen. Demokratie wie sie sie versteht nicht wahr, nicht wie ich sie und viele andere verstehen“

„Zu den Kundgebungen „gegen rechts“ – Übrigens im Sprachgebrauch geht es nicht mehr „gegen Rechtsradikale“. Es geht nicht „gegen Rechtsextreme“. Es geht „gegen Rechts“. Und wie sieht eine Demokratie aus, wo es keine rechte Strömung gibt? Was bleibt dann übrig? Links kann es doch ohne rechts nicht geben. Das ist doch eine Frage des Equilibriums. Aber soweit denken die, die einfachen Holzköpfe nicht.“

Zitat Henryk M. Broder zu AFD Verbot, kaputte Demokratie, Correctiv

Quelle:

Kein Thema ist momentan mehr in aller Munde, als die Massendemos gegen Rechts. Was ein AFD-Verbot damit zu tun hat, wie Bestsellerautor Henryk M. Broder mit offen und ehrlicher Meinung darüber denkt, warum er Deutschland als rassistisch und zerfallend ansieht und Demomitglieder einer „Gutmenschen-Sekte“ ähneln, das gibt es jetzt in dieser spannenden Folge „Marc spricht mit…“. Viel Spaß!

Henryk M. Broder ist ein deutscher Journalist und Autor, geboren am 20. August 1946 in Kattowitz, Polen. Er ist bekannt für seine Arbeit im Bereich des Journalismus, insbesondere für seine Kommentare zu politischen und sozialen Themen. Broder ist eine prominente Figur in der deutschen Medienlandschaft, und seine Schriften spiegeln oft seine starken Meinungen und kritischen Perspektiven zu verschiedenen Themen wider.

Er hat für verschiedene deutsche Publikationen geschrieben, darunter Der Spiegel, Die Welt und die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Broder hat eine Vielzahl von Themen behandelt, darunter Politik, Kultur und den Nahen Osten. Er ist auch für seine Kritik am Antisemitismus und sein Interesse an Themen im Zusammenhang mit jüdischer Identität bekannt.

Henryk M. Broder hat zahlreiche Bücher geschrieben, und seine Arbeit hat sowohl Lob als auch Kontroversen ausgelöst. Sein Schreibstil zeichnet sich durch scharfen Witz und die Bereitschaft aus, sensible und umstrittene Themen anzusprechen. Broders Ansichten und seine offene Art haben ihn zu einer polarisierenden Figur in der deutschen öffentlichen Diskussion gemacht.


Kommentar:

So wie man den Deutschen nachsagt, dass sie zum Feiern immer einen Grund benötigen und zum Lachen in den Keller gehen, so braucht das Bündnis in Wiesloch auch immer einen Grund für eine „Demo gegen rechts“.

Im Juni 2012 entstand das „Bündnis für Demokratie und Toleranz Wiesloch e.V.“ aufgrund einer Kundgebung der NPD, die in Wiesloch angekündigt war. Das Bündnis schrieb damals: „Wiesloch ist eine weltoffene und tolerante Stadt. Wir rufen zur Gegendemonstration auf: Den Neo-Nazis keinen Fußbreit!“. Über 3.000 Menschen demonstierten in der Ringstrasse gegen 28 auswertige Demonstranten von NPD und AfD, letztere war damals vor allem als EU- und Euro-Kritische Partei positioniert. Das Motto der Kundgebung war daher: „Raus aus dem Euro“. Wären nicht 200 Polizisten vor Ort gewesen, hätte es am Rande der Demo auch zu unschönen gewaltsamen Zwischenfällen kommen können. Der Autor war damals selbst als Ordner bei der Demo und stand zwischen den Demonstranten und den emotional aufgebrachten Gegendemonstranten. Das Bündnis schrieb später: „Gegen 14 Uhr beendeten die NPD ihre „Kundgebung“ und wurde von der Polizei aus ihrem abgesperrten Bereich über die Gerbereistraße in Richtung Palatin Tiefgarage begleitet. In der Gerbereistraße kam es zu einem kurzen Zusammenstoß zwischen der Polizei und Gegendemonstranten, die diesen Vorfall provozierten und nichts mit dem Aktionsbündnis zu tun hatten. Da auch die Polizei dies als „Randaspekt“ bezeichnete, muss dies auch nicht weiter thematisiert werden.“

Demo gegen die NPD 2012

(Gegründet wurde die AfD von Bernd Lucke einem Ökonom und Politiker. Dieser war zu vor CDU-Mitglied und später bei den Freien Wählern. Im Jahr 2015 stellten sich der AfD-Landesvorsitzende Björn Höcke (Thüringen) und weitere Parteimitglieder gegen den Kurs von Lucke. Dies führte schließlich dazu das er aus der Partei austrat und die AfD weit nach rechts rutschte. So ist sie heute als Rechtsaußenpartei definiert. Rechts von der CDU.)

Bis heute spazieren die Kritiker der Corona-Maßnahmen jeden Montag in Wiesloch, auch wenn die Stadt Wiesloch die Strassenbeleuchtung ausschaltet!

Im Februar 2022 veranstaltete der Verein eine Kundgebung unter dem Motto: „Gemeinsam und solidarisch durch die Pandemie„. Trotz Corona versammelte man sich auf dem Adenauerplatz in Wiesloch. Denn die Kritiker der Corona-Maßnahmen, machten Spaziergänge, um ihren Protest kund zu tun. Und das ohne das sie diese als Demonstrationszug bei der Versammlungsbehörde anmelden. Ohne Maske im Freien und ohne Abstand zu halten. Und dagegen wollte der Wieslocher Demokratie-Verein ein Zeichen setzen. (2012 hatte man selbst noch zu ordnungswidrigen Protest-Blockaden als zivilen Ungehorsam aubgerufen)

Darum geht es im Wesentlichen immer, ein Zeichen setzen. Ein Zeichen „gegen rechts“. Es wird behauptet, die anderen sind rechts und das wird gleichgestellt mit rechtsradikal. Nur, weil diese anderen eine andere Meinung haben? Weil sie in Opposition stehen zu den Regierungsparteien? Nur, weil sie nicht politisch links sind? Nur, weil sie regierungskritisch sind?

„Offizielle Demo in Wiesloch: Gemeinsam und solidarisch durch die Pandemie – während „Spaziergänger“ wieder unangemeldet und ungeschützt durch Wiesloch marschieren. Wichtiges Zeichen dafür, dass wir in einer intakten Demokratie leben dürfen – entgegen der quergläubigen Verschwörungstheorien!“ schrieb Kai Schmidt-Eisenlohr am 31.01.2022.

„Ich gehe davon aus das die meisten die bei den Corona-Spaziergängen dabei sind, wenn Corona vorbei ist, wieder vor dem Asylantenheim stehen und Ausländer raus brüllen“ schrieb Thorsten Krings – Vorsitzender des Bündnis Demokratie & Toleranz Wiesloch. Man könnte das als böswillige Unterstellung empfinden.

Eine Rede, die Leidenschaft erregt – Rhetorik-Analyse

Als Brüllen könnte man es bezeichnen, wenn Politiker sich in Rage reden. Wenn sie sich empört und erbost geben. Komischerweise folgen sie dem gleichen Schema, dem gleichen Verhalten. Eines, das so manchen auch schwer an die NS-Zeit erinnern könnte. Die Macht der Rhetorik. Politiker damals wie heute beeinflussen mit Worten und Emotionen. Und dazu sind auch immer Feindbilder sehr dienlich.

Wer sich andauernd den Begriff „Nazi“ zu eigen macht und gebraucht, darf sich auch nicht beschweren und wundern, wenn man ihn und sein Handeln in einen Vergleich miteinbezieht. Vergleichen bedeutet nicht Gleichsetzen.

Berufspolitiker Lars Castellucci wirkt eigentlich sehr ruhig und introvertiert, wenn er jedoch im Bundestag oder auf der Wahlkampfbühne in Fahrt gerät und eine Kampfrede hält, wundert man sich doch sehr über das Temperament, das zum Vorschein kommt. Gleiches trifft auf die meisten Berufspolitiker zu. Rhetorisch geschult sind alle Spitzenpolitiker. So auch Steinmeier, Lindner oder Merz.

Joseph Goebbels Sportpalastrede ist ein Klassiker unter den historischen Reden, er war der oberste Volksverführer damals. Rationale Argumente wurden durch emotionale Argumente verdrängt. Mit Sprache legte man den Boden für Taten, vor allem für die Anwendung von Gewalt. Goebbels und Hitler waren eher unscheinbare Gestalten, weder groß noch blond. Aber sie konnten reden und überzeugen. Der aggressiv deutende Finger, die geballte Faust, die Art die Stimme zu erheben – kämpferische Rhetorik, Gestik und Mimik, alles Methoden mit denen die Deutschen beeinflußt wurden und werden.

Seine Stimme über andere zu erheben, kann als Akt der Gewalt empfunden werden. Und wer schreit, hat bekanntlich, nicht immer recht. Egal ob AfD, Bündnis 90 / Die Grünen, CDU, CSU, FDP, SPD oder sonstige Parteien – wenn Politiker, seltener Politikerinnen, herumschreien trotz Microfon und sich künstlich aufregen, kommt das bei vielen Bürgern und Bürgerinnen der Mitte der Gesellschaft nicht so gut an. Für die eigenen Parteimitglieder mag eine Demo eine gute Teambuilding-Maßnahme sein für den Wahlkampfauftackt. Die eigenen Fans (Fanatiker) mit lautstarken Reden zu beeinflussen und zu motivieren, Wir-Gefühl erzeugen und stärken. Der Weg von Aufheizen zu Aufhetzen, ist ein sehr kurzer.

In der Pressemitteilung zur Demo 2012 wurde mitgeteilt: „Kundgebung auf dem Adenauerplatz ein voller Erfolg“ – Ähnlich dürfte der Wortlauf auch 2024 sein.

Aber wann kann eine Kundgebung als erfolgreich bezeichnet werden? Misst man dies nur an der Anzahl der Teilnehmer? War die Demo bezüglich der Gewinnung neuer Partei- und Vereinsmitglieder ein Erfolg für den Verein?

Was konnte man tatsächlich gegen „rechts“ bzw. „rechtsextremismus“ bzw. „Fremdenfeindlichkeit“ bzw. „Ausländerfeindlichkeit“ erreichen? Und in welcher Form gibt es diese in Wiesloch überhaupt?

In Wiesloch leben Menschen aus ca. 100 verschiedenen Nationen, Staatenlose eingerechnet. Alle leben hier friedlich Zusammen, nur Auswärtige verursachen Ärger. Das können durchaus auch mal Deutsche sein mit einer rechtsextremen und ausländerfeindichen Gesinnung. Oder auch Neo-Nazis mit verfassungsfeindlichen Symbolen als Tattoo. Man erinnere sich an die Schlägerei vor dem Eiscafé in Wiesloch.

Wiesloch 2018: Schlägerei vor Eisdiele – Ausländerfeindlichkeit in Wiesloch von Nicht-Wieslochern!

Am 08. September 2018 hatte eine aus sieben Personen bestehende Gruppe, gegen 21 Uhr, eine Massenschlägerei in dem Eiscafé Dolomitti in der Hauptstraße ausgelöst. Mit Blutwerten zwischen 2 und 2,5 Promille, waren die sieben Personen nach einem Junggesellenabschied stark alkoholisiert und hatten Kunden des Eiscafés attackiert, welche überwiegend türkischer und portugiesischer Herkunft waren. Dabei sollen die ausländerfeindliche und nationalsozialistische Parolen gebrüllt haben. „Der 26-jährige Timo F. hatte dabei den Hitlergruß gezeigt. Deshalb verurteilte ihn das Amtsgericht Wiesloch nicht nur wegen gefährlicher Körperverletzung, sondern auch wegen Volksverhetzung und dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Er sei unter den Angreifern der „brutalste“ gewesen, sagte der Richter Michael Rensch über Timo F., der auf die mit ihren Familien vor dem Café sitzenden Opfer losgestürmt war. Selbst als ein Mann zu Boden gegangen war, hatte F. noch auf ihn eingetreten. Zwei Jahre und vier Monate soll Timo F. dafür ins Gefängnis. Unter anderem auch weil der Mann aus Graben-Neudorf (Landkreis Karlsruhe) bereits wegen einschlägiger Straftaten in Erscheinung getreten ist, setzte das Gericht die Strafe nicht zur Bewährung aus.“ berichtete die Stuttgarter Zeitung.

Das AktionsbündnisWiesloch ist tolerant, bunt und vielfältig – nicht braun”, organisierte eine Kundgebung zu der mehr als 800 Demonstranten erschienen sein sollen. Die üblichen Politiker, wie heute auch, hielten ihre üblichen Reden. Aber auch eine der Mitbürgerinnen türkischer Abstammung, die beim Eiscafe dabei waren und traumatisiert wurden von dem Angriff, durfte zu Wort kommen. Nochmal die Anmerkung, keiner der 7 Personen die 2018 Ärger machten, und von denen man laut Gericht auch teilweise von rechtsextremen sprechen kann, war aus Wiesloch. Keiner! – In manchen Medien wurde Wiesloch jedoch dargestellt, als sei sie eine Nazi-Stadt oder Nazi-Dorf. Als gäbe es immer wieder Übergriffe bzw. Angriffe gegen Ausländer.

Für Ausländerfeindlichkeit und Fremdenfeindlichkeit findet sich in Wiesloch auch kein Nährboden. Straftaten welche durch Ausländer oder Migranten durchgeführt werden sind in Wiesloch nicht an der Tagesordnung. Messerangriff in Wiesloch, die traurige Ausnahme. Das „Sicherheitsgefühl der Bürger auf Tiefpunkt nach der schrecklichen Bluttat in der Fußgängerzone„. In ganz Deutschland ist die innere Sicherheit wieder ein Thema unter der Bevölkerung. Tagtäglich findet man in den Medien Berichte zu Messerangriffen und Gruppenvergewaltigungen im ganzen Land.

Messermord in der Fußgängerzone von Wiesloch am 8. Septemer 2024

Und zur Information an Prof. Krings: In Wiesloch standen bisher noch nie Bürger vor einem Asylantenheim und riefen Ausländer raus. Deutsche wie auch Ausländer, Gastarbeiter wie Zuwanderer, die Mehrheit der Bürger die hier leben ist friedlich und in keiner Weise extrem oder gewaltbereit.

Rechtsextreme Skinheads in Bomberjacken und Springerstiefeln d.h. bekennende Neo-Nazis, wie sie Ende der 1980er und Anfang der 1990er noch zum Stadtbild der Wieslocher Fußgängerzone gehörten, findet man heutzutage keine mehr. Ebenso auch keine alkoholisierten und bettelnden Punks die in der Fußgängerzone herumlungern.

Jugendliche halbstarke Vandalen gibt es allerdings immer noch, sie beschmieren beispielsweise private und öffentliche Gebäude mit illegalen Graffiti. Sie schreiben z.B. Abkürzungen an Wände wie „ACAB“. Oder mit Schablone gesprüht: „Ganz Walldorf hasst die Polizei“. Und Botschaften wie „Nazis raus“ und „Querdenken aus Walldorf jagen“.

So wie die Jugendlichen und Heranwachsenden der frühen 90er Jahre, suchen die jungen Leute auch heute Orientierung und Halt in der Gemeinschaft gleichgesinnter. Die Unwissenheit und Naivität auf Grund ihres Alters lässt sie auch Dummheiten begehen.

Und so kann man die Mehrheit der Wieslocher Skinnheads und ihrer Freunde von damals zu recht als Dummköpfe und Idioten ansehen – mal waren sie Skins, dann wieder Punks. Einige von ihnen sind heute rechtschafende Familienväter und ein Teil der friedliebenden Gesellschaft. Der extreme Teil der Wieslocher Punks und Neo-Nazis von damals, sofern sie überhaupt aus Wiesloch waren und nicht nur hier herumlungerten, verschwand spurlos.

Die wenigen die man noch als Nazi oder Altnazi (bzw. wer gendern mag: Nationalsozialisten:innen) bezeichnen könnte, aufgrund ihrer damaligen NSDAP-Mitgliedschaft oder der Tatsache das sie NS-Soltaten waren, sind heute alte Männer bzw. alte Frauen von denen eher keine Gefahr mehr ausgeht. Ob sie damals bekennende Nationalsotialisten waren, fraglich.

Schlusswort:

Demokratie lebt von Diskussion. Demokratie lebt von Debatte. Wer die Demokratie bewahren will, muss bereit sein, auch mit unliebsamen politischen Gegnern zu reden. Dem Gegner mit Argumenten nähern statt ihn zu „Persona non grata“ (dem Anti-) oder zum Unmenschen, dem Aussätzigen, zu erklären und zu sagen „mit dem/der/denen rede ich nicht“.

Die Fähigkeit zu Dialog ist wichtig für ein friedliches Miteinander aller Menschen. Als wahrer Demokrat kann nur derjenige gelten, der die Meinung der anderen auch zulässt.


Anm. d. Red.: Für eingereichte oder namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Autoren verantwortlich. Form, Stil und Inhalt liegen allein in der Verantwortung des Autors. Die hier veröffentlichte Sichtweise kann daher von der Sichtweise der Redaktion oder des Herausgebers abweichen.

Titelfoto: Kraichgaulokal

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