„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, heute Abend hat die NATO mit Luftschlägen gegen militärische Ziele in Jugoslawien begonnen. Damit will das Bündnis weitere schwere und systematische Verletzungen der Menschenrechte unterbinden und eine humanitäre Katastrophe im Kosovo verhindern. Der jugoslawische Präsident Milosevic führt dort einen erbarmungslosen Krieg. Wir führen keinen Krieg, aber wir sind aufgerufen, eine friedliche Lösung im Kosovo auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen“ – so verkündete Bundeskanzler Schröder der deutschen Bevölkerung im TV den NATO-Krieg gegen Jugoslawien.
Am Abend des 24. März 1999 begannen die NATO-Luftangriffe auf die Bundesrepublik Jugoslawien, was den ersten Kampfeinsatz der Bundeswehr seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs markierte.
Die Frage nach der Legitimität einer „humanitären Intervention“ im Krieg gegen die Bundesrepubik Jugoslawien der fälschlicherweise oft als Kosovokrieg bezeichnet wird, löste nicht nur in Deutschland, sondern auch international polarisierende Debatten zwischen Kriegsgegnern und Kriegsbefürwortern aus. Tausende Menschen gingen auf den Straßen von Washington bis Madrid auf die Straße, um gegen die Militärschläge zu protestieren und ein Ende der Gewalt zu fordern.
Am 16. Oktober 1998 war der 13. Deutsche Bundestag zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Erstmals seit dem Bestehen der Bundeswehr müssen die Bundestagsabgeordneten über den Kriegseinsatz deutscher Soldaten entscheiden.
Nach der Bundestagswahl zum 14. Deutschen Bundestag am 27. September 1998 war der neue 14. Bundestag noch nicht konstituiert. Obwohl die bisherigen Regierungsparteien CDU/CSU und FDP unter der Führung von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl abgewählt worden waren, war das neue rot-grüne Regierungsbündnis mit SPD-Spitzenkandidat Gerhard Schröder noch nicht im Amt. Unter den Rahmenbedingungen des Übergangs beriet das Parlament in seiner alten Zusammensetzung über den Einsatz bewaffneter Streitkräfte.
Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth eröffnete die Sitzung mit folgenden Worten: „Mit Schreiben vom 12. Oktober 1998 hat mich der Herr Bundeskanzler gebeten, für Freitag, den 16. Oktober 1998, eine Sitzung des 13. Deutschen Bundestages einzuberufen, um eine Beschlussfassung zu dem Antrag der Bundesregierung zur deutschen Beteiligung an den von der Nato geplanten begrenzten und in Phasen durchzuführenden Luftoperationen zur Abwendung einer humanitären Katastrophe im Kosovo-Konflikt herbeizuführen. Ich habe in Übereinstimmung mit den Fraktionen den noch bestehenden 13. Deutschen Bundestag gemäß Art. 39 Abs. 3 Satz 3 des Grundgesetzes in Verbindung mit Paragraf 21 Abs. 2 der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages zur heutigen Sitzung einberufen.“
Mit großer Mehrheit stimmte der Bundestag dem Einsatz bewaffneter Streitkräfte zu, entsprechend dem von der Bundesregierung am 12. Oktober 1998 beschlossenen deutschen Beitrag zu den geplanten, begrenzten und phasenweise durchzuführenden Luftoperationen der NATO. Diese Operationen waren Teil der von den NATO-Mitgliedstaaten gebildeten Eingreiftruppe unter NATO-Führung, die dazu diente, einer humanitären Katastrophe im Kosovo-Konflikt entgegenzuwirken.
In der namentlichen Abstimmung versagten neben der PDS auch einige Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, SPD, FDP und CDU/CSU dem Regierungsantrag ihre Zustimmung. Insgesamt stimmten 500 Abgeordnete für den Antrag der Bundesregierung, 62 stimmten dagegen, während sich 18 Abgeordnete der Stimme enthielten.
Im Jahr 1999 beteiligten sich mehrere NATO-Mitgliedsstaaten an den Luftangriffen auf das blockfreie Jugoslawien während des Kosovo-Konflikts. Zu den Hauptbeteiligten gehörten die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, die Niederlande, Belgien, Norwegen, Dänemark und Spanien. Einige NATO-Mitglieder beteiligten sich nicht aktiv an den Luftangriffen, darunter Griechenland, die Türkei und Island. Es ist wichtig anzumerken, dass nicht alle NATO-Mitglieder zu dieser Zeit an den Militäraktionen beteiligt waren, da die Entscheidung, sich an solchen Einsätzen zu beteiligen, von den einzelnen Regierungen getroffen wurde.
Deutsche Kriegsflugzeuge über Belgrad – Geschichte wiederholt sich.
Die 19 NATO-Mitgliedsstaaten griffen, mit 200 Flugzeugen, militärische und zivile Ziele in der damaligen Bundesrepublik Jugoslawien an. Es wurden 78 Tage lang, am Tag und in der Nacht Bomben abgeworfen. Es fanden 2.300 Luftschläge statt und rund 50.000 Projektile wurden abgefeuert. Die Zahl der Opfer schwankt zwischen 1.200 und 2.500, darunter mindestens 79 Kinder.
Ziel der NATO-Vertreter war es, die Regierung in Belgrad dazu zwingen, ihren Einsatz in der abtrünnigen Provinz Kosovo zu beenden und internationale Truppen ins Land zu lassen. Aus jugoslawischer Sicht war dies natürlich eine Einmischung des Westens in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates. Die NATO hatte kein Mandat der Vereinten Nationen und es bestand auch kein Bündnisfall im Sinne der NATO-Verträge.
Unter Völkerrechtlern ist die vorherrschende Auffassung und auch in der Politik, dass eine humanitäre Intervention keine anerkannte Ausnahme vom Gewaltverbot der Charta der Vereinten Nationen sei. Es war ein Konflikt zwischen der jugoslawischen Armee und Untergrundkämpfern der kosovarischen Freiheitsbewegung UÇK.
Filmtipp:
Dieser Film zeigt wie schon vom ersten Tag des Kosovo Krieges an die Bevölkerung getäuscht wurde. Dieser Film zeigt auch wie Tatsachen verfälscht und Fakten erfunden wie manipuliert und auch gelogen wurde.
Die Dokumentation „Es begann mit einer Lüge“ aus dem Jahr 2010 beleuchtet kritisch die deutsche Beteiligung am Kosovokrieg und stellt die Frage, ob die Bundesregierung unter der Führung von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die Öffentlichkeit über die wahren Gründe für den Kriegseinsatz getäuscht hat.
Der Film argumentiert, dass die deutsche Regierung die Öffentlichkeit im Vorfeld des Krieges über die tatsächliche humanitäre Lage im Kosovo und die Gefahr eines Völkermords durch serbische Truppen unter Slobodan Milošević bewusst getäuscht habe.
Die wichtigsten Punkte der Kritik:
- Übertreibung der Gefahr eines Völkermords: Der Film verweist darauf, dass die Zahl der zivilen Opfer im Kosovo vor dem NATO-Einsatz deutlich geringer war als von der deutschen Regierung behauptet.
- Ignorieren diplomatischer Lösungen: Der Film kritisiert, dass die deutsche Regierung nicht ernsthaft versucht habe, den Konflikt auf diplomatischem Weg zu lösen.
- Verletzung des Völkerrechts: Der Film stellt die völkerrechtliche Legitimität des NATO-Luftkriegs infrage.
Die Dokumentation „Es begann mit einer Lüge“ ist ein wichtiger Beitrag zur Debatte über den sog. Kosovokrieg. Der Film bietet eine kritische Perspektive auf die deutsche Beteiligung am Krieg und stellt wichtige Fragen nach den Motiven und der Legitimität des Einsatzes.
Der Bevölkerung in Jugoslawien und in Serbien wurde schnell klar, was Schröder in seiner Ansprache sagte, entsprach nicht den Tatsachen und der Wahrheit. Denn die Luftschläge waren nicht nur gegen militärische Ziele in Jugoslawien gerichtet. Die zivile Infrastruktur wurde ebenso angegriffen.
Auch die Weltöffentlichkeit war entsetzt und hielt den Atem an, als die Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad erfolgte.
Am 7. Mai 1999 um 23:46 Uhr führte die NATO im Rahmen der „Operation Allied Forces“ einen Luftangriff auf die chinesische Botschaft in Belgrad durch, der Hauptstadt der damaligen Bundesrepublik Jugoslawien. Die Botschaft wurde von fünf 2000 Pfund schweren GPS-gelenkten JDAM-Bomben getroffen, die von einer B-2-Bomber von der Whiteman Air Force Base in Missouri abgeworfen wurden. Drei chinesische Journalisten, zwei davon für die Guangming Daily und einer für die Xinhua News Agency tätig, kamen dabei ums Leben, während insgesamt 21 Menschen verletzt wurden. Dieses Ereignis erregte weltweit Aufsehen, da es die Botschaft eines Staates traf, der nicht direkt am Kosovo-Konflikt beteiligt war.
Begriffe wie: „Grafitbomben“, „Lenkwaffen“, „Tarnkappenflugzeuge“, „Uranmunition“, „Streubomben“ waren allgegenwärtig. Und „Kollateralschaden“. Das war der Lieblingsbegriff vieler Menschen in Jugoslawien. Er wurde verwendet, als die Nato eine Kolonne albanischer Flüchtlinge im Kosovo, einen zivilen Zug, den Bauernmarkt in Niš, sowie eine neurologische Klinik oder auch die chinesische Botschaft in Belgrad getroffen hatte.
Am 9. Juni 1999 wurde in der mazedonischen Stadt Kumanovo ein Abkommen unterzeichnet, das das Ende der Operation Allied Force markierte. Als Teil dieses Abkommens zogen sich die serbischen Streitkräfte aus dem Kosovo zurück, und internationale Friedenskräfte marschierten in die südliche serbische Provinz ein, die fortan unter UN-Besatzung steht. Trotz der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo am 17. Februar 2008, die von Pristina ausging, hat Serbien diese bis heute nicht anerkannt.
Die Luftangriffe der NATO hinterließen in Serbien nicht nur eine zerstörte Infrastruktur und Wirtschaft, sondern trugen auch dazu bei, das Vertrauen der westlich und demokratisch orientierten serbischen Opposition in den Westen zu erschüttern, insbesondere in die Europäische Union. Viele Serben betrachten diese Bombardierung als Schandtat, die von den USA mit Unterstützung von Tony Blair und Gerhard Schröder der EU aufgezwungen wurde.
Die Auswirkungen dieser Ereignisse sind bis heute nicht nur in Serbien, sondern auch in der globalen Politik spürbar. Die NATO-Luftangriffe auf die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) ohne ein Mandat der Vereinten Nationen stellten einen Präzedenzfall dar und veränderten die Nachkriegsordnung. Dies führte später zum Irakkrieg der „Koalition der Willigen“ im März 2003, an dem Deutschland jedoch nicht teilnahm. Die Rechtfertigung für den Kriegseinsatz, die angeblichen chemischen Waffen von Saddam Hussein, wurde ebenso wie im Fall der Bundesrepublik Jugoslawien als unglaubwürdig angesehen, und das gesamte Vorhaben wurde als völkerrechtswidrig betrachtet.
Es gibt viele Anzeichen dafür, dass die NATO-Seite entschlossen war, diesen Krieg auf dem Balkan unter allen Umständen zu führen. Die kosovarische Befreiungsarmee (UCK) wurde gezielt vom BND und später der CIA aufgerüstet, wie von Heinz Loquai, einem deutschen Verbindungsoffizier bei der OSZE in Wien bestätigt wurde. Zusätzlich wurde die Arbeit der OSZE-Mission vor Ort, die einen Waffenstillstand von 1998 überwachen sollte, gezielt untergraben. Das provokative Vorgehen beim Scheitern der Friedensverhandlungen von Rambouillet Anfang 1999, indem ein – aus serbischer Sicht unannehmbarer – Annex B erst kurz vor Ende der Gespräche präsentiert wurde, der Teile der Souveränität des Landes ausgehebelt hätte, unterstützt diesen Verdacht. Offensichtlich war das Ziel, einen Präzedenzfall zu schaffen, um mit einer Machtdemonstration zu zeigen, dass die NATO die dominierende Kraft auf dem internationalen Militärparkett ist.
Die NATO-Staaten scheuten nicht davor zurück, das Völkerrecht offen zu brechen. Zusätzlich spielten geostrategische Erwägungen eine bedeutende Rolle, wie in Militärkreisen offen diskutiert wurde. Insbesondere die US-amerikanischen Motive wurden teilweise direkt angesprochen: „In diesem Zusammenhang erscheint das Interesse der USA an einer strategischen Neupositionierung der NATO auf dem eurasischen Kontinent und in seiner Peripherie als eines der zentralen Motive des Kosovo-Krieges.
Wenn der politische Einfluss und die militärische Macht der USA erst durch die NATO direkt auf dem eurasischen Festland verankert werden, ergibt sich die logische Schlussfolgerung, dass eine erleichterte Ausdehnung des europäischen Einflussbereichs der NATO durch die Beseitigung des jugoslawischen Hindernisses zwangsläufig auch die direkte Einflusssphäre der USA erweitern würde.“ – wie Brzezinski schreibt. Diese Strategie erwies sich als erfolgreich, da die NATO seit dem Waffenstillstand vom 10. Juni 1999 den Kosovo mit ihrer mittlerweile über 50.000 Soldaten umfassenden Truppe (KFOR) besetzt und die Provinz de facto in ein westliches Protektorat verwandelt hat.
Altkanzler Gerhard Schröder 2014: Angriff gegen Jugoslawien war völkerrechtswidrig
Gerhard Schröder: „Natürlich ist das, was auf der Krim geschieht, etwas, was auch ein Verstoß gegen das Völkerrecht ist. Aber wissen sie, warum ich ein bisschen vorsichtiger bin
mit erhobenen Zeigefinger. Das will ich ihnen gerade in einer solchen Veranstaltung sagen, weil ich nämlich selbst gemacht habe.“
ZEIT-Herausgeber Josef Joffe: „Was haben sie gemacht?“
Gerhard Schröder: „Gegen das Völkerrecht verstoßen.“
ZEIT-Herausgeber Josef Joffe: „Sie haben arrondiert?“
Gerhard Schröder: „Nein. Als es um die Frage ging, wie entwickelt sich das in der Republik Jugoslawien, Kosovo-Krieg. Da haben wir unsere Flugzeuge, unsere Tornados, nach Serbien geschickt. Und die haben zusammen mit der NATO einen souveränen Staat gebombt. Ohne dass es einen Sicherheitsratsbeschluss gegeben hätte.“
Die NATO begründete den Einsatz als humanitäre Intervention, die ihrer Verantwortung zum Schutz der Zivilbevölkerung nachkam. Vor dem NATO-Einsatz prägte Rudolf Scharping den Begriff der humanitären Katastrophe für die Ereignisse im Kosovo und betonte die Notwendigkeit des Handelns. Der damalige deutsche Außenminister Joschka Fischer stellte auf dem Kosovo-Sonderparteitag in Bielefeld 1999 eine Verbindung zum Holocaust her und betonte den Grundsatz „nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz, nie wieder Völkermord, nie wieder Faschismus“.
Die NATO bezog sich zur Rechtfertigung des Einsatzes auf Vorfälle wie das Massaker von Račak und den sogenannten Hufeisenplan, die als Verbrechen gegen die Menschlichkeit interpretiert wurden. Jedoch bleiben die genauen Abläufe und Umstände von Übergriffen gegen ethnische Albaner bis heute umstritten, und die Existenz des „Hufeisenplans“ zur Umsiedlung ethnischer Albaner konnte nie nachgewiesen werden.
Während des Kriegseinsatzes selbst wurden die Auswahl nicht-militärischer Ziele, der Einsatz von Streubomben und die Verwendung von Uran-ummantelter Munition kritisiert.
Bereits während des Krieges verwiesen Journalisten auf den DU-Einsatz. Bereits zwei Jahre nach Kriegsende gab es Berichte über italienische KFOR-Veteranen, die an den Folgen des Einsatzes der DU-Munition erkrankt seien. Insgesamt 30 Soldaten hatten zu diesem Zeitpunkt schwere Krankheiten, sechs waren schon im Jahr 2001 verstorben. Im Jahr 2007 hieß es dann, dass mittlerweile 50 italienische Veteranen gestorben seien und 200 erkrankt. Ein italienisches Gericht urteilte, dass die Familien von Verstorbenen Entschädigungszahlungen in Höhen von 200 000 bis 500 000 Euro erhalten sollten.
Nicht nur NATO-Soldaten, sondern vor allem die Zivilbevölkerung in dem vormaligen Kriegsgebiet leiden bis heute unter den Folgen des Einsatzes von DU-Munition in Serbien und der umstrittenen Provinz Kosovo. Laut Experten sind die Zahlen von Knochenkrebs- und Leukämieerkrankungen in Serbien seit dem Einsatz von DU-Munition scharf angestiegen.
Der Kosovo als Blaupause für die Krim
„Ich glaube dass, das, was wir gegenwärtig erleben auf der Krim. Das die Blaupause dafür der Kosovo ist, und zwar in doppelter Hinsicht.“ so Schröder.
Was die aktuelle Bundesregierung dazu sagt.
„Jugoslawien, in wenigen Tagen am 24 März jährt sich der völkerrechtswidrige Angriff der NATO auf die Bundesrepublik Jugoslawien. Da würde mich interessieren, was unternimmt denn die aktuelle Bundesregierung, auch ein Gedenk des Leitsatzes der Werte geleiteten Außenpolitik, dass Deutschland nicht noch mal in die Situation kommt, dass es völkerrechtswidrig ein souveränen Staat angreift ohne UN-Mandat. Was sind da sozusagen für Mechanismen entwickelt worden um sowas zu verhindern?“ will der Journalist Florian Warweg auf der Bundespressekonferenz wissen.
Hören Sie sich die Antwort in dem folgenden Video an. Aus Sicht der aktuellen Bundesregierung war es damals kein Völkerrechtsverstoß.
Aus Sicht eines schweizer Historikers und Friedesforschers:
Aus Sicht eines Oberstleutnant a.D. der Bundeswehr:
Jochen Scholz war Oberstleutnant der Bundeswehr und unter anderem im NATO-Hauptquartier der alliierten Luftstreitkräfte eingesetzt. In dem nachfogenden Video äußert er sich kritisch und teilt brisante Informationen mit.
„In der Rückschau muss man das so sagen sie wollten offensichtlich die NATO als Instrument ihrer globalen Machtprojektion weiterhin erhalten und ausbauen“, so Jochen Scholz
Er versuchte damals in den 1990ern das Bild das in der Öffentlichkeit über diesen Konflikt gezeichnet wurde zu korrigieren. Und das auf Basis der Erkenntnisse des eigenen Hauses im Ministerium und des auswärtigen Amtes. Die etwas ganz anderes sagten, als das was die Politk von sich gab.
Werbung für Krieg und Tod – Die Rolle der PR-Agenturen
Es handelt sich um eines jener Bücher, die im lauten Medienrummel untergegangen sind – obwohl sie es nicht verdient haben. Das schmale Werk trägt den Titel „Operation Balkan: Werbung für Krieg und Tod„. Es wurde vom Politologen Jörg Becker, der an den Universitäten Marburg und Innsbruck lehrt, zusammen mit der Balkanexpertin und Diplomatin Mira Beham verfasst. Es bietet einen Einblick hinter die Kulissen eines Krieges, der so nah erscheint und doch bereits in Vergessenheit geraten ist.
Becker und Beham haben in den USA Archive durchforstet, um herauszufinden, welche PR-Agenturen für die verschiedenen Konfliktparteien tätig waren. Eine solche Recherche wurde durch die US-Gesetzgebung ermöglicht, die vorschreibt, dass heimische PR-Agenturen offenlegen müssen, wenn sie für ausländische Auftraggeber arbeiten.
Die PR-Agenturen haben es geschafft, die Diplomatie zu privatisieren. Früher wurden die Aufgaben, die einst von Regierungen mittels Botschaftern oder Gesandten erledigt wurden, heute von Kommunikationsmanagern übernommen. Für kriegführende Regierungen, die diese Dienste in Anspruch nehmen, bietet dies erhebliche Vorteile, da sie laut Becker und Beham „ihre Propaganda durch den Filter von PR-Agenturen und deren zahlreichen Kommunikationskanälen in glaubwürdige Botschaften verwandeln konnten“.
Die PR-Agentur Ruder Finn war während der Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren für alle drei nicht-serbischen Kriegsparteien tätig: Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo. Ruder Finn versuchte, ein positives Bild der jeweiligen Regierung zu vermitteln und die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft zu gewinnen. Die Agentur unterstützte die Kriegsparteien bei der Kommunikation in Krisensituationen, z.B. nach Massakern oder anderen Kriegsverbrechen. Ruder Finn versuchte, die Politik in den USA und anderen Ländern zu beeinflussen, um die Interessen ihrer Kunden zu vertreten. Die Arbeit von Ruder Finn war nicht unumstritten. Kritiker warfen der Agentur vor, sie habe die Öffentlichkeit manipuliert und zur Eskalation des Krieges beigetragen.
In den frühen 1990er Jahren lag es unter anderem in der Verantwortung von Ruder Finn, darauf hinzuwirken, dass die USA die Unabhängigkeit Kroatiens schnellstmöglich anerkennen. Zu diesem Zweck engagierte sich das Unternehmen in der Beeinflussung von Meinungsträgern, organisierte Presseveranstaltungen und förderte ein positives Image der kroatischen Regierung. Dabei wurde unter anderem der damalige kroatische Präsident Franjo Tudjman rehabilitiert, obwohl er zuvor antisemitische Ansichten vertreten und den faschistischen Ustascha-Staat verharmlost hatte.
Die Agentur machte durch ihre „Die Serben sind Schuld-Propaganda“ die westliche Öffentlichkeit kriegsbereit. Hierzu sagte der Agentur-Direktor James Harff: „Wir konnten die Serben mit den Nazis gleichsetzen. Fast unmittelbar danach benutzten die Medien eine andere Sprache mit Begriffen, wie ethnische Säuberung, Konzentrationslager usw., die man mit Bildern aus Nazideutschland und Auschwitz verbindet. Niemand konnte sich mehr dagegen wenden, ohne des Revisionismus angeklagt zu werden. Wir hatten hundertprozentig Erfolg“.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Rolle von Ruder Finn in den Jugoslawienkriegen komplex und umstritten ist. Die oben genannten Informationen geben nur einen kurzen Überblick über die Aktivitäten der Agentur.
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Quellen und weiterführende Informationen:
Der Spiegel: US-Geheimdienst CIA stützt die UCK-Separatisten
Berliner Zeitung: Der ungesühnte Chemiekrieg gegen Serbien
WELT: Israels Geheimdienst warnt vor Bedrohung durch UCK
WELT: Diese Schäden werden uns noch viele, viele Jahre beschäftigen
Deutscher Bundestag: Vor 25 Jahren: Bundestag stimmt erstmals für Kriegseinsatz der Bundeswehr
Deutscher Bundestag: Kriegsfolgen und wirtschaftlicher Niedergang in Serbien – Antworten
Wikipedia: Operation Allied Force
TAZ: Nato-Bomben schädigen Mensch und Umwelt
NDS: Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Serbiens Klage gegen die Nato
NDS: Einsatz von Uranmunition: “Ich werde die NATO verklagen.”
DW: Krieg und PR
WOZ: Die privatisierte Diplomatie
Telepolis: 1999: Der Holocaust als Rechtfertigung für einen Angriffskrieg
ARD: Enthüllungen eines Insiders – Scharpings Propaganda im Kosovo-Krieg
Antikriegsforum Heidelberg: NATO-Krieg gegen Jugoslawien – Es begann mit einer Lüge
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Teil 2 – Heute vor 25 Jahren: „Sorry, wir wussten nicht, dass es unsichtbar ist“ und Teil 3 – Heute vor 25 Jahren: „Windows99“
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