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Samstag, Dezember 14, 2024
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Wiesloch: Sicherheitsgefühl der Bürger auf Tiefpunkt nach der schrecklichen Bluttat in der Fußgängerzone

Die schreckliche Tat von gestern in der Wieslocher Fußgängerzone macht fassungslos und erschüttert

Keine Warnung an die Bevölkerung – Weder Presse noch die Öffentlichkeit wurden vom PZN und den Behörden rechtzeitig informiert. Keine Warn-SMS und auch keine Pressemitteilung per E-Mail. Auch kein Anruf in der Redaktion. Scheinbar war keine Zeit für einen Fahndungsaufruf. Oder hielt man es für unwahrscheinlich, dass eine Gefahr für die Bevölkerung besteht?

Ein kurzer Rückblick als Einleitung: Das Wieslocher Polizeirevier befindet sich in der Innenstadt, wenige Meter vom Tatort entfernt. Im Jahr 2019 konnte die Polizei einen mit einem Messer bewaffneten Mann schon wenige Minuten nach telefonischer Mitteilung durch einen Zeugen stellen und entwaffnen. Niemand kam zu Schaden.

Mehrere Polizisten, auch in zivil, waren zu Fuß geeilt und konnten den jungen alkoholisierten Mann damals unter Beobachtung nehmen, bevor schlimmeres geschah.

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Nur wenige Augenblicke später trafen auch zwei Streifenwagen ein und der Mann wurde gestellt und entwaffnet. Zuvor hatte ein Wieslocher, der den Vorfall mitbekam, die Verfolgung aufgenommen, als der potenzielle Täter den Platz in der Innenstadt verlassen wollte. Der Zeuge hielt gleichzeitig die Mobiltelefonverbindung zur Polizei. Begleitet wurde er von zwei Freunden, weiteren couragierten Wieslochern. Diese hatten ebenso beobachtet, wie der Mann mit dem Küchenmesser Frauen mit Kindern provozierte, in dem er sich aggressiv näherte. Er griff sie jedoch nur verbal an. Verhielt sich jedoch sehr unanständig durch seine lautstarken Beschimpfungen.

Ein Alkoholtest bei dem Mann ergab später einen Wert von über 2 Promille. Der 40-Jährige wurde nach Abschluss aller polizeilichen Maßnahmen in eine Fachklinik verbracht und einem Arzt vorgestellt. Dieser Vorfall war sicher nicht ungefährlich. Aber beherztes Handeln hatte Schlimmeres verhindert. Die drei aufmerksamen Wieslocher hatten richtig gehandelt, sicheren Abstand gehalten, den Verdächtigen nicht mehr aus den Augen gelassen und die Polizei angerufen. Laut eigener Aussage wäre man auch bereit gewesen in Fall der Fälle irgendwie einzuschreiten. Aber einen Messerstich aus nächster Nähe hätte man sicher auch nicht verhindern können, wenn dieser heimtückisch und hinterhältig sowie unerwartet erfolgt. Die Frauen auf der Parkbank mit ihren Kindern und Enkel hätten sich wohl kaum verteidigen können.

Nun, vier Jahre später, wieder ein Mann mit Messer in der Fußgängerzone, doch diesmal mit einem tödlichen Ausgang für eine junge Frau. Der Straftäter, ein Flüchtiger aus dem PZN.

Was einige Wieslocher Bürger und Bürgerinnen schon lange befürchteten, wurde jetzt zur grausamen Realität. Ein verurteilter Straftäter entfloh aus der Psychiatrie, entkommt dem Maßregelvollzug und begeht in Wiesloch eine weitere schwere Straftat.

Der SMS-Bürgerinformations-Service: „Interessierten Bürgern Informationen zeitnah zur Verfügung zu stellen, ist uns ein großes Anliegen.“

„Auf unserer Website informieren wir die Bürger mittels einer speziellen
Ticker-Funktion auf der Startseite über alle besonderen und dringlichen Ereignisse am PZN Wiesloch.“ schreibt das PZN auf seiner Internetseite. Bleibt die Frage an Sie liebe Leser und vor allem Leserinnen: Fühlen Sie sich gut und schnell informiert? Warn-SMS erhalten?

Ebenfalls hat das Polizeipräsidium Mannheim die Möglichkeit, die regionale Presse per E-Mail über außergewöhnliche Gefahren oder andere für die Bevölkerung wichtige Informationen zu erreichen, um diese Meldung zeitnah verbreiten zu lassen. Was allerdings seit einiger Zeit vollkommen eingestellt wurde. Man möchte die Presse vom Einsatzgeschehen fernhalten um sich Arbeit zu ersparen?

In Wiesloch ist das Sicherheitsgefühl der Bürger und insb. der Bürgerinnen nun auf Tiefpunkt angelangt.

In aller Regelmäßigkeit fliehen Straftäter oder physisch Kranke, sie entweichen aus dem „Psychiatrischem Zentrum Nordbaden“ in Wiesloch. Nur wenige stellen laut Angaben in den Fahndungen eine Gefahr für sich und andere dar. Doch gefährlichen Straftätern gelingt die Flucht auch in aller Regelmäßigkeit, so in etwa alle 10-12 Jahre?

Eine Frage, die Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann ggf. beantworten könnte. Dieser war am Tatort erschienen und informierte sich direkt vor Ort. Öffentlich geäußert hat er sich allerdings bisher noch nicht. Auf seinen beiden Facebookseiten findet sich noch kein Wort zu dem Geschehenen.

Wie viele werden aktuell vermisst?Nach wie vielen wird noch gefahndet?

Jedes Jahr Vermisste und Flüchtige aus dem PLK, wie man es früher nannte. Aktuelle sind noch 3 Personen abgängig aus dem heutigen PZN, aber im Fahndungssystem der Behörden findet sich nur noch einer. Nähere Infos zu den beiden anderen Flüchtigen, Fehlanzeige.

Warum diese nicht im System zur Fahndung oder als vermisst erfasst sind, konnte trotz unserer journalistischen Bemühungen und Anfragen bei verschieden Stellen nicht in Erfahrung gebracht werden. So bleibt auch dort offen, wer ist flüchtig und wer wieder gefasst und unter sicherer Verwahrung.

Des Volkes Zorn tut sich in Kommentaren im Internet kund. Auf der Facebookseite der Stadt Wiesloch wurde von der mörderischen Tat berichtet und Anteil genommen. Die Möglichkeit zu kommentieren und als Bürger ebenfalls seine Anteilnahme und sein Beileid auszudrücken, wurde jedoch ebenso verhindert wie der Gebrauch der freien Meinungsäußerung. „Wiesloch.de hat eingeschränkt, wer diesen Beitrag kommentieren kann.“

Dafür bekundeten einige Wieslocher Bürger bereits am Freitagabend ihre Anteilnahme durch brennende Kerzen am Ort des tödlichen Geschehens in der Wieslocher Hauptstraße.

Die Anteilnahme in Netz ist groß, neben Trauer finden sich Kritik jedoch auch Wut und Sorge

In Netz findet man Kommentare wie diesen: „Hallo. Ich schreibe normalerweise nie in Gruppen, aber bei diesem Vorfall kann man als Bewohner nicht still bleiben. Ständig flieht jemand aus dem PZN, wie weit muss es denn noch kommen? An alle Zuständigen, wir wissen, dass es an vielen Stellen Fachkräftemangel gibt, aber die Sicherheit kommt an erster Stelle. Bitte verstärkt die Vorsichtsmaßnahmen. Mein Beileid an die Familie“ so eine Bürgerin.

Eine weitere Bürgerin schreibt: „wann wacht das pzn endlich mal auf!!! warum wird da nicht gehandelt Dirk Elkemann, Oberbürgermeister für Wiesloch ?? unzählige male schon sind hier die hubschrauber unterwegs usw. weil wieder einer aus dem PZN die fliege gemacht hat. warum muss immer erst was passieren?? wie oft bin ich selbst um die zeit dort mit kind unterwegs. kann man sich nicht ausmalen…..mein Beileid an die familie der verstorbenen….“

„Es ist unfassbar, ich habe da auch schon eingekauft, und die Damen sind immer so lieb und freundlich, sicher kannte ich sie auch, und das macht einen betroffen. Mein Mitgefühl den Angehörigen und Kolleginnen und Kollegen, es ist unfassbar. Es laufen viele Geistesgestörte in Wiesloch herum, an meinem Auto haben sich wohl auch schon welche vergriffen, Wiesloch ist nicht sicher. Solche Gewalttäter, die morden, gehören sicher weggesperrt, um die Leute vor ihnen zu schützen, und nicht mehr auf die Menschheit losgelassen. Wenn das PZN das nicht kann, ist vielleicht der faule Pelz in Heidelberg sicherer? Es ist einfach furchtbar schrecklich.“ ein weiterer Kommentar bei Facebook von einer Wieslocherin.

Eine Mutter schreibt: „Es ist erschreckend, zumal so viele Kinder (auch meine) gerne allein in die Stadt gehen.“


Ein weiterer Rückblick: Angst in der Bevölkerung im Jahr 2011

Im Jahr 2011 wurde die Flucht des sog. Taximörders aus der Psychiatrie in Wiesloch bundesweit in den Schlagzeilen. Doch trotz langer Fahndung konnte man den verurteilten Straftäter finden und festnehmen, bevor er gar einen weiteren kaltblütigen Mord an einer unschuldigen Person hätte begehen können.

In der Bevölkerung machte man sich damals große Sorgen und Ängste. Viele können sich heute noch gut daran erinnern. Die sozialen Netzwerke waren damals neu und es wurde in einer bis dahin nicht gekannten Art und Weise miteinander kommuniziert. So wie heute eben in Facebook-Gruppen oder bei Telegram usw.

So mancher erinnert sich noch daran, wie Polizeiautos durch Wieslochs Straßen fuhren und Lautsprecherdurchsagen machten. Die Gefahr wurde bekannt gegeben und ebenso eine genaue Täterbeschreibung.

Die Ermittler rätselten damals, wie der 29-Jährige aus der geschlossenen Psychiatrie in Wiesloch fliehen konnte. Der Focus berichtete später: „Bauarbeiten und ein Nagel haben dem Taximörder vom Bodensee zu seiner spektakulären Flucht aus der Psychiatrie verholfen.“ – „Andrej W. hatte seine Fußfesseln mit einem drei Zentimeter langen Nagel geöffnet und war durch eine Baustellenöffnung entkommen, nachdem er eine Mauer und einen Sicherheitszaun überwunden hatte.“ – Rund neun Kilometer vom Fluchtort entfernt ging er der Polizei rund 36 Stunden später in Zuzenhausen im Rhein-Neckar-Kreis ins Netz.

„Den Nagel, mit dem er seine Fußfesseln löste, will Andrej W. nach eigener Aussage in seiner Zelle gefunden haben. Den Nagel versteckte er in der Kordel seiner Jogginghose. Mit Hilfe einer ausgehängten Toilettentür kletterte er danach auf eine etwa 3,50 Meter hohe Mauer und überwand einen dahinter liegenden, noch höheren Sicherheitszaun mit Stacheldraht. Anschließend entkam der 29-Jährige durch eine Baustellenöffnung in der Außenmauer des Psychiatriegelände. Es gebe „keine Anhaltspunkte“ dafür, dass Andrej W. bei der Flucht Hilfe hatte, sagte ein Polizeisprecher.“

Die Anstalt in Wiesloch – Löcher wie im Schweizer Käse? Und wann passiert wirklich mal was Schlimmes? – Das waren zwei Fragen, die man sich da schon stellte.


Kein „Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei…“ vor der Bluttat von Wiesloch?

Vor der Bluttat mit einem Messer in der Wieslocher Innenstadt am Freitag, wurden solche Fahndungsmaßnahmen in einer solchen Art, nicht durchgeführt. Oder zumindest von keinem uns bekannten Wieslocher oder Wieslocherin bestätigt. Es blieb wohl keine Zeit.

Über die Flucht und den genauen Tathergang ist bisher nichts weiter bekannt. Pflegepersonal sei dem Mann wohl gefolgt.

Eine 30 Jahre junge Frau verlor ihr Leben. Am falschen Ort, zur falschen Zeit? – Mitten in der Innenstadt, in der Fußgängerzone, an einem Ort, an dem vor wenigen Tagen noch das pulsierende Leben herrschte, hunderte Menschen ein Klappstuhlkonzert gemeinsam feierten oder tausende Menschen ebenso Wein & Markt feierten. Dieser Ort wurde nun zum Tatort. Zum Ort der Trauer und des Entsetzens.

Durch einen Messerangriff wurde die Frau so schwer verletzt da, dass sie später an den ihr zugefügten Stichverletzungen im Krankenhaus erlag.

Opfer und Täter kannten sich nicht, heißt es im Polizeibericht. Ein zufälliges Aufeinandertreffen also? Wie konnte es dazu kommen? Warum griff er an? Warum griff keiner ein? Hätte sich das nicht verhindern lassen können? Wo hatte der Täter das Messer her? – Es bleiben viele unbeantwortete Fragen.

Über den 33-jährigen Tatverdächtigen wurde bekannt gegeben, er sei aufgrund eines Urteils des Heidelberger Landgerichts bereits seit dem Jahre 2021 im Psychiatrischen Zentrum Nordbades untergebracht. Über seine Straftaten wurde nichts bekannt gegeben. Auch weitere Angaben wie die seiner Nationalität, Herkunft, Beruf und Biografie wurden bisher nicht kommuniziert.

Der „Focus“ berichtet inzwischen, der Mann sei wegen mehrere Delikte untergebracht gewesen, darunter vorsätzliche Körperverletzung, Nötigung und Beleidigung. Bei ihm sei „wegen einer seelischen Störung gerichtlich die Schuldunfähigkeit festgestellt worden“.

Weiter: „Am Freitag sei der Mann in einer Gruppe von sechs Patienten und begleitet von erfahrenen Pflegefachkräften auf dem Weg in die Arbeitstherapie auf dem PZN-Gelände gewesen, als er sich spontan und unerlaubt entfernte. „Eine der Pflegekräfte nahm unmittelbar die Verfolgung auf. Zeitgleich wurde die örtliche Polizei informiert.“

Vom PZN in die Innenstadt sind es knapp 1,3 Kilometer. Laut Google-Maps ein Fußweg von ca. 20 Minuten. Ob er fluchtartig in die Innenstadt gerannt ist oder gemächlich ging, weiß man nicht. Dennoch war es nicht möglich, den Flüchtigen aufzuhalten. Was sich genau abgespielt hat, ist nur sehr schwer zu rekonstruieren.

Weitere Hintergründe der Tat sind zurzeit nicht bekannt.

Anm. d. Red.: Für eingereichte oder namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Verfasser verantwortlich. Form, Stil und Inhalt liegen allein in der Verantwortung des Verfassers. Die hier veröffentlichte Aussagen können daher von der Sichtweise der Redaktion oder des Herausgebers abweichen.


Herzliches Beileid auch im Namen der Redaktion an die Familie und Angehörigen der Verstorben.


Quellen und weiterführende Informationen:

2019 – Messermann in Wiesloch unterwegs

Mann läuft mit Messer durch die Fußgängerzone, Zeugen und Geschädigte gesucht!“ lautete die Schlagzeile 2019.

2011 – Verurteilter Mörder im Wiesloch; Spektakuläre Flucht aus PZN

https://www.focus.de/panorama/vermischtes/taximoerder-oeffnete-fussfesseln-mit-einem-nagel-spektakulaere-flucht_id_2110448.html

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Lesen Sie auch zur Geschichte von Wieslochs Anstalt:

Die Arbeitsbedingungen in der 1905 eröffneten Heil- und Pflegeanstalt waren von Beginn an sehr schlecht, insbesondere für Wärterinnen und Wärter. Pflegenotstand und Wohnungsnotstand sind keine neuen Probleme in Wiesloch.

Erstmeldung zur Bluttat in Wiesloch:

Amtliche Pressemitteilung und Bericht vom Tatort in Wiesloch:

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