Der Deutsche Bauernkrieg, auch bekannt als Revolution des gemeinen Mannes, bezieht sich auf eine Reihe von Aufständen von Bauern, Städtern und Bergleuten, die 1524 aus ökonomischen und religiösen Gründen in weiten Teilen Thüringens, Sachsens und im süddeutschen Raum, insbesondere in Franken, Tirol und der Schweiz, ausbrachen.
Im Verlauf dieser Ereignisse stellten die Bauern erstmals Forderungen auf, die in den Zwölf Artikeln von Memmingen festgehalten sind und als frühe Formulierung von Menschenrechten gelten.
Die Aufstände wurden 1525 in Schwaben, Franken, dem Elsass, Deutsch-Lothringen und Thüringen sowie 1526 im Kurfürstentum Sachsen und in Tirol von Grund- und Landesherren niedergeschlagen, wobei schätzungsweise zwischen 70.000 und 75.000 Menschen ihr Leben verloren. Dem Bauernkrieg gingen Aufstände in Livland, Ungarn (Dózsa-Aufstand), England und der Schweiz voraus.
Die soziale Bewegung, die bis heute allgemein als Deutscher Bauernkrieg bekannt ist, erstreckte sich jedoch keineswegs ausschließlich auf die Bauern. Der deutsche Historiker Peter Blickle versuchte, der nachweislichen Beteiligung von Städtern und Bergleuten an dieser sozialen Bewegung gerecht zu werden, indem er den Begriff „Revolution des Gemeinen Mannes“ prägte.
Dabei definierte er den „Gemeinen Mann“ als den nicht herrschaftsfähigen Untertanen („… der gemeine Mann ist der Bauer, der Bürger der landsässigen Stadt, der von reichsstädtischen Ämtern ausgeschlossene Städter, der Bergknappe…“), der sich der Obrigkeit entgegenstellte. Als Blickle diesen Begriff 1975 einführte, stieß er zunächst auf Kritik in Ost und West wegen seiner mehrdeutigen Quellenbasis. Inzwischen wird seine These von der „Revolution des Gemeinen Mannes“ bzw. der „Revolution von 1525“ jedoch weithin akzeptiert.
„Fast 500 Jahre sind vergangen, seit in Deutschland die abhängigen Bauern die Hoffnungen auf eine bessere Welt zu ihrer Sache machten und mit dem Bauernkrieg von 1525 eines der markanten und spektakulären Kapitel der deutschen Geschichte schrieben.“ erinnert die Stadt Memmingen auf ihrer Internetseite.
Die Zwölf Artikel
Die Zwölf Artikel waren eine bedeutende Dokumentation während des Deutschen Bauernkriegs im 16. Jahrhundert. Hierbei handelt es sich um eine Liste von Forderungen, die von den Bauern während ihrer sozialen Erhebung im Jahr 1525 aufgestellt wurden. Diese Artikel können als eine frühe Formulierung von Menschenrechten betrachtet werden. Die Forderungen wurden in der Stadt Memmingen formuliert und reflektierten die Unzufriedenheit der Bauern mit sozialen und wirtschaftlichen Missständen sowie religiösen Fragen. Einige der Hauptpunkte der Zwölf Artikel waren die Forderung nach Abschaffung der Leibeigenschaft, fairen Steuern, freier Pfarrerwahl und anderen politischen und wirtschaftlichen Verbesserungen für die ländliche Bevölkerung.
Die Zwölf Artikel von Memmingen sind ein bedeutendes historisches Dokument, das den Widerstand der Bauern gegen feudale Strukturen und ihre Suche nach sozialer Gerechtigkeit und religiöser Freiheit widerspiegelt.
Die Zwölf Artikel von Memmingen sind wie folgt formuliert:
- Wir Bauern bekennen uns zu Christus und erkennen die Heilige Schrift als alleinige Quelle des christlichen Glaubens an.
- Wir verlangen das Recht, eigene Geistliche nach unserem Belieben wählen und entlassen zu können.
- Wir fordern, dass der Zehnte abgeschafft werde. Sollte er jedoch beibehalten werden, so soll er durch einen gerechten Zehnten ersetzt werden, der nach den Bedürfnissen des Volkes bemessen wird.
- Wir verlangen das Recht, Wald und Weide frei nutzen zu dürfen, wie es unseren Bedürfnissen entspricht.
- Wir fordern, dass wir das Recht haben sollen, die Abgaben und Frondienste zu verweigern, bis festgelegt ist, was wir schuldig sind.
- Wir verlangen, dass die übermäßigen Dienste und Frondienste, die uns auferlegt werden, auf ein vernünftiges Maß reduziert werden.
- Wir verlangen, dass uns das Recht zusteht, wenn ein Bauer stirbt, seinen Hof an den Sohn zu vererben, ohne dass dafür Gebühren entrichtet werden müssen.
- Wir fordern, dass uns das Recht zusteht, wenn ein Bauer stirbt, dass seine Kinder nicht enterbt werden dürfen.
- Wir verlangen, dass die Verträge und Abmachungen, die zwischen den Herren und Bauern geschlossen wurden, für ungültig erklärt werden sollen, sofern sie den Bauern schaden.
- Wir verlangen, dass wir vor jeder neuen Steuer oder Belastung befragt werden sollen.
- Wir verlangen, dass wir das Recht haben sollen, selbst Gericht zu halten und keine Gerichtstage mehr abgehalten werden dürfen.
- Wir verlangen, dass kein Bauer ohne rechtmäßiges Urteil verurteilt oder bestraft werden darf.
Diese Zwölf Artikel sind historische Dokumente, die die Forderungen der Bauern während des Deutschen Bauernkriegs darstellen.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann„Die mit dem Bauernkrieg verbundenen Ziele und Werte wie Freiheitsrechte oder Mitbestimmung und der Wunsch nach demokratischen Entscheidungsprozessen haben nichts von ihrer Aktualität verloren.“
Land Baden-Württemberg erinnert an „500 Jahre Bauernkrieg“
Die Große Landesausstellung „500 Jahre Bauernkrieg“ ist mit einem Gesamtbudget von 7,15 Millionen Euro die bislang aufwändigste und umfangreichste Ausstellung.
Eine Große Landesausstellung wird dem Bauernkrieg von 1524/1525 gewidmet, um das Ereignis gebührend zu würdigen. Neben einer kulturhistorischen Präsentation in Bad Schussenried sind interaktive Ausstellungen in Stuttgart sowie eine Kindermitmachausstellung geplant. Es wird auch an digitale und mobile Formate gedacht.
Ausstellung „PROTEST! Von der Wut zur Bewegung“ und Mitmachausstellung „Zoff“ im Landesmuseum Württemberg, Stuttgart (ab 26. Oktober 2024).
Ausstellung „UFFRUR! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ im Kloster Schussenried (26. April bis 5. Oktober 2025).
Digitales Storytelling (Sommer 2024 bis Herbst 2025).
Mobile Roadshow (Frühjahr 2025).
Quellen und weiterführende Infos zum Thema Bauernproteste in Deutschland:
Wikipedia: Liste von Bauernaufständen
Wikipedia: Deutscher Bauernkrieg
Wikipedia: Die Zwölf Artikel
Stadt Memmingen: Historischer Hintergrund
Land BW: Große Landesausstellung „500 Jahre Bauernkrieg“
Videos zum Bauernkrieg von 1524/1525:
Die Bauern protestieren heute wieder
Deutschland Anno 2023 – Nachdem im Dezember nahezu überall in den deutschen Landen Landwirte auf die Straßen gegangen waren, ist nun gar die Rede von einem Generalstreik in Deutschland.